Brennnesseln: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Urtica dioica (Blüten).jpg|mini|340px|Blätter und Blüten der Großen Brennnessel (''Urtica dioica'')]]
Die '''Brennnesseln''' (''Urtica'') bilden eine Pflanzengattung in der Familie der [[w:Brennesselgewächse|Brennnesselgewächse]] (''Urticaceae''). Sie kommen fast weltweit vor. In Deutschland nahezu überall anzutreffen sind die [[w:Große Brennessel|Große Brennnessel]] und die [[w:Kleine Brennessel|Kleine Brennnessel]], nur selten auch die [[w:Röhricht-Brennessel|Röhricht-Brennnessel]] sowie die [[w:Pillen-Brennessel|Pillen-Brennnessel]].
== Beschreibung ==
=== Vegetative Merkmale ===
Brennnessel-Arten wachsen als einjährige oder ausdauernde [[w:Krautige Pflanzen|krautige Pflanzen]], selten als [[w:Halbstrauch|Halbsträucher]]. Sie erreichen je nach Art, Standort und Nährstoffsituation Wuchshöhen von 10 bis 300 Zentimetern bei den in Mitteleuropa vertretenen Arten. Die ausdauernden Arten bilden [[w:Rhizom|Rhizome]] als Ausbreitungs- und Überdauerungsorgane. Die grünen Pflanzenteile sind mit [[w:Brennhaar|Brenn-]] sowie [[w:Borstenhaar:Borstenhaaren]] besetzt. Ihre oft vierkantigen [[w:Sprossachse|Stängel]] sind verzweigt oder unverzweigt, aufrecht, aufsteigend oder ausgebreitet.
Die meist [[w:Phyllotaxis#Gegenständig|kreuz-gegenständig]] am Stängel angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreiten sind elliptisch, lanzettlich, eiförmig oder kreisförmig. Die Blattspreiten besitzen meist drei bis fünf, (bis sieben) Blattadern. Der Blattrand ist meist gezähnt bis mehr oder weniger grob gezähnt. Die oft haltbaren [[w:Nebenblatt|Nebenblätter]] sind frei oder untereinander verwachsen. Die [[w:Zystolithen|Zystolithen]] sind gerundet bis mehr oder weniger verlängert.
=== Brennhaare ===
[[Datei:Urtica dioica stinging hair.jpg|mini|Brennhaare am Blattstiel einer Brennnessel, die Köpfchen sind erahnbar]]
[[Datei:Urtica dioica hairs.jpg|mini|Brennhaare (groß) und normale Haare (klein) auf einem Blatt]]
[[Datei:Brennnessel Quaddeln.jpg|mini|Quaddeln nach Hautkontakt mit Brennnesseln]]
Bekannt und unbeliebt sind die Brennnesseln wegen der schmerzhaften [[w:Quaddel|Quaddeln]] (Schwellungen), die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen. Je nach Brennnesselart unterscheiden sich die Folgen, so ist beispielsweise die Brennflüssigkeit der Kleinen Brennnessel (''Urtica urens'') wesentlich schmerzhafter als die der Großen Brennnessel (''Urtica dioica'').
Diese Brennhaare wirken als Schutzmechanismus gegen Fraßfeinde und sind überwiegend auf der Blattoberseite vorhanden. Es sind lange, einzellige Röhren, deren Wände im oberen Teil durch eingelagerte [[w:Kieselsäuren|Kieselsäure]] hart und spröde wie Glas sind. Das untere, flexiblere Ende ist stark angeschwollen, mit Brennflüssigkeit gefüllt und in einen Zellbecher eingesenkt, die Spitze besteht aus einem seitwärts gerichteten Köpfchen, unter dem durch die hier sehr dünne Wand eine Art [[w:Sollbruchstelle|Sollbruchstelle]] vorhanden ist.
Das Köpfchen kann schon bei einer leichten Berührung abbrechen und hinterlässt eine schräge, scharfe Bruchstelle, ähnlich der einer medizinischen Spritzenkanüle. Bei Kontakt sticht das Härchen in die Haut des Opfers, sein [[w:Ameisensäure|ameisensäurehaltiger]] Inhalt spritzt mit Druck in die Wunde und verursacht sofort einen kurzen, brennenden Schmerz und dann die erwähnten Quaddeln mit Brennen oder Juckreiz.
Weitere Wirkstoffe der Brennflüssigkeit sind [[w:Serotonin|Serotonin]], [[w:Histamin|Histamin]], [[w:Acetylcholin|Acetylcholin]] und [[w:Natriumformiat|Natriumformiat]]. Bereits 100 Nanogramm dieser Brennflüssigkeit reichen aus, um die bekannte Wirkung zu erzielen. Histamin erweitert die Blutkapillaren und kann Reaktionen hervorrufen, die allergischen Reaktionen ähneln (diese werden unter anderem durch Freisetzung körpereigenen Histamins verursacht). Acetylcholin ist auch die Überträgersubstanz vieler Nervenendungen und für den brennenden Schmerz verantwortlich. Brennnesseln lassen sich relativ gefahrlos anfassen, wenn man sie von unten nach oben überstreicht, da fast alle Stacheln nach oben gerichtet sind.
Auch ohne Eindringen der Brennhaare kann allein Hautkontakt zur Brennflüssigkeit Folgen haben: Frischer Brennnessel-Schnitt verursacht bei Hautkontakt (z. B. beim Rasenmähen) zuerst keine Schmerzen, weil gebrochene Brennhaare nicht in die Haut stechen können und nur noch wenig Gift enthalten. Die spröden Brennhaare brechen bereits bei Mähmesser-Rotation, und die Brennflüssigkeit fließt frei aus. Bei Benetzung empfindlicher Hautschichten mit Brennflüssigkeit (Knöchel- und Spannbereich) erfolgt eine späte Schmerzreaktion, da die Brennflüssigkeit nach Kontakt auf nervenloser Oberhaut ([[w:Epidermis (Wirbeltiere)|Epidermis]]) durch Poren in die darunterliegende Lederhaut ([[w:Dermis|Dermis]]) eindringt. Dort erreicht sie erst nach Stunden freie Nervenendigungen ([[w:Nozizeptor|Nozizeptoren]]). Dagegen schmerzen Hauteinstiche spröder, ungebrochener Brennhaare schon in Sekundenbruchteilen. Die relativ lange Gift-Kontaktzeit ist zur späteren Verätzungsintensität direkt proportional. Nur langsam unter stechenden Schmerzen mit Schwellungen wird das in die Lederhaut eingedrungene Gift abgebaut und die großflächig verätzte Oberhaut durch eine neue ersetzt.
Die Brennnessel hat damit einer Reaktion der Haut ihren Namen gegeben, der [[w:Nesselsucht|Nesselsucht]] oder Urtikaria. Genau wie bei einer Reizung durch Brennnesseln verursacht sie juckende Quaddeln und es wird Histamin aus Mastzellen der Haut freigesetzt. Die Ursachen können aber sehr unterschiedlich sein.
=== Generative Merkmale ===
[[Datei:Urtica dioica flowers.jpg|mini|Männlicher Blütenstand einer Großen Brennnessel kurz vor dem Aufblühen]]
Sie sind je nach Art einhäusig ([[w:Monözie|monözisch]]) oder zweihäusig ([[w:Diözie|diözisch]]) getrenntgeschlechtig. In den Blattachseln stehen in verzweigten, [[w:Rispe|rispigen]], ährigen, [[w:Traube|traubigen]] oder kopfigen Gesamtblütenständen viele [[w:Sympodium|zymöse]] Teilblütenstände mit jeweils vielen Blüten zusammen. Die relativ kleinen, unauffälligen, immer eingeschlechtigen Blüten sind sind zwei- bis sechs-, meist jedoch vier- bis fünfzählig.
Die eingeschlechtigen Blüten sind etwas reduziert. Es sind (zwei bis) vier (bis fünf) [[w:Blütenhülle|Blütenhüllblätter]] vorhanden. Die männlichen Blüten enthalten meist (zwei bis) vier (bis fünf) [[w:Staubblatt|Staubblätter]]. Die weiblichen Blüten enthalten einen [[w:Fruchtknoten|Fruchtknoten]], der zentral in der Blüte liegt und aus nur einem [[w:Fruchtblatt|Fruchtblatt]] gebildet wird.
Brennnessel-Arten sind windbestäubt. Wenn sich bei den männlichen Blüten die Blütenhüllblätter öffnen, schnellen ihre Staubblätter hervor; dabei wird explosionsartig eine Wolke von [[w:Pollen|Pollen]] in die Luft geschleudert. Der Wind überträgt anschließend den Pollen auf die weiblichen Blüten.
Die sitzenden, in den haltbaren inneren Blütenhüllblättern locker eingehüllten [[w:Nussfrucht|Nüsschen]] sind gerade, seitlich abgeflacht, eiförmig oder [[w:Drachenviereck|deltoid]]. Die aufrechten Samen enthalten wenig Endosperm und zwei fleischige, fast kreisförmige Keimblätter ([[w:Kotyledone|Kotyledonen]]).
Die [[w:Chromosom|Chromosomengrundzahl]] beträgt x = 12 oder 13.






== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 11. Juni 2025, 09:51 Uhr

Blätter und Blüten der Großen Brennnessel (Urtica dioica)

Die Brennnesseln (Urtica) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Sie kommen fast weltweit vor. In Deutschland nahezu überall anzutreffen sind die Große Brennnessel und die Kleine Brennnessel, nur selten auch die Röhricht-Brennnessel sowie die Pillen-Brennnessel.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Brennnessel-Arten wachsen als einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, selten als Halbsträucher. Sie erreichen je nach Art, Standort und Nährstoffsituation Wuchshöhen von 10 bis 300 Zentimetern bei den in Mitteleuropa vertretenen Arten. Die ausdauernden Arten bilden Rhizome als Ausbreitungs- und Überdauerungsorgane. Die grünen Pflanzenteile sind mit Brenn- sowie w:Borstenhaar:Borstenhaaren besetzt. Ihre oft vierkantigen Stängel sind verzweigt oder unverzweigt, aufrecht, aufsteigend oder ausgebreitet.

Die meist kreuz-gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreiten sind elliptisch, lanzettlich, eiförmig oder kreisförmig. Die Blattspreiten besitzen meist drei bis fünf, (bis sieben) Blattadern. Der Blattrand ist meist gezähnt bis mehr oder weniger grob gezähnt. Die oft haltbaren Nebenblätter sind frei oder untereinander verwachsen. Die Zystolithen sind gerundet bis mehr oder weniger verlängert.

Brennhaare

Brennhaare am Blattstiel einer Brennnessel, die Köpfchen sind erahnbar
Brennhaare (groß) und normale Haare (klein) auf einem Blatt
Quaddeln nach Hautkontakt mit Brennnesseln

Bekannt und unbeliebt sind die Brennnesseln wegen der schmerzhaften Quaddeln (Schwellungen), die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen. Je nach Brennnesselart unterscheiden sich die Folgen, so ist beispielsweise die Brennflüssigkeit der Kleinen Brennnessel (Urtica urens) wesentlich schmerzhafter als die der Großen Brennnessel (Urtica dioica).

Diese Brennhaare wirken als Schutzmechanismus gegen Fraßfeinde und sind überwiegend auf der Blattoberseite vorhanden. Es sind lange, einzellige Röhren, deren Wände im oberen Teil durch eingelagerte Kieselsäure hart und spröde wie Glas sind. Das untere, flexiblere Ende ist stark angeschwollen, mit Brennflüssigkeit gefüllt und in einen Zellbecher eingesenkt, die Spitze besteht aus einem seitwärts gerichteten Köpfchen, unter dem durch die hier sehr dünne Wand eine Art Sollbruchstelle vorhanden ist.

Das Köpfchen kann schon bei einer leichten Berührung abbrechen und hinterlässt eine schräge, scharfe Bruchstelle, ähnlich der einer medizinischen Spritzenkanüle. Bei Kontakt sticht das Härchen in die Haut des Opfers, sein ameisensäurehaltiger Inhalt spritzt mit Druck in die Wunde und verursacht sofort einen kurzen, brennenden Schmerz und dann die erwähnten Quaddeln mit Brennen oder Juckreiz.

Weitere Wirkstoffe der Brennflüssigkeit sind Serotonin, Histamin, Acetylcholin und Natriumformiat. Bereits 100 Nanogramm dieser Brennflüssigkeit reichen aus, um die bekannte Wirkung zu erzielen. Histamin erweitert die Blutkapillaren und kann Reaktionen hervorrufen, die allergischen Reaktionen ähneln (diese werden unter anderem durch Freisetzung körpereigenen Histamins verursacht). Acetylcholin ist auch die Überträgersubstanz vieler Nervenendungen und für den brennenden Schmerz verantwortlich. Brennnesseln lassen sich relativ gefahrlos anfassen, wenn man sie von unten nach oben überstreicht, da fast alle Stacheln nach oben gerichtet sind.

Auch ohne Eindringen der Brennhaare kann allein Hautkontakt zur Brennflüssigkeit Folgen haben: Frischer Brennnessel-Schnitt verursacht bei Hautkontakt (z. B. beim Rasenmähen) zuerst keine Schmerzen, weil gebrochene Brennhaare nicht in die Haut stechen können und nur noch wenig Gift enthalten. Die spröden Brennhaare brechen bereits bei Mähmesser-Rotation, und die Brennflüssigkeit fließt frei aus. Bei Benetzung empfindlicher Hautschichten mit Brennflüssigkeit (Knöchel- und Spannbereich) erfolgt eine späte Schmerzreaktion, da die Brennflüssigkeit nach Kontakt auf nervenloser Oberhaut (Epidermis) durch Poren in die darunterliegende Lederhaut (Dermis) eindringt. Dort erreicht sie erst nach Stunden freie Nervenendigungen (Nozizeptoren). Dagegen schmerzen Hauteinstiche spröder, ungebrochener Brennhaare schon in Sekundenbruchteilen. Die relativ lange Gift-Kontaktzeit ist zur späteren Verätzungsintensität direkt proportional. Nur langsam unter stechenden Schmerzen mit Schwellungen wird das in die Lederhaut eingedrungene Gift abgebaut und die großflächig verätzte Oberhaut durch eine neue ersetzt.

Die Brennnessel hat damit einer Reaktion der Haut ihren Namen gegeben, der Nesselsucht oder Urtikaria. Genau wie bei einer Reizung durch Brennnesseln verursacht sie juckende Quaddeln und es wird Histamin aus Mastzellen der Haut freigesetzt. Die Ursachen können aber sehr unterschiedlich sein.

Generative Merkmale

Männlicher Blütenstand einer Großen Brennnessel kurz vor dem Aufblühen

Sie sind je nach Art einhäusig (monözisch) oder zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtig. In den Blattachseln stehen in verzweigten, rispigen, ährigen, traubigen oder kopfigen Gesamtblütenständen viele zymöse Teilblütenstände mit jeweils vielen Blüten zusammen. Die relativ kleinen, unauffälligen, immer eingeschlechtigen Blüten sind sind zwei- bis sechs-, meist jedoch vier- bis fünfzählig.

Die eingeschlechtigen Blüten sind etwas reduziert. Es sind (zwei bis) vier (bis fünf) Blütenhüllblätter vorhanden. Die männlichen Blüten enthalten meist (zwei bis) vier (bis fünf) Staubblätter. Die weiblichen Blüten enthalten einen Fruchtknoten, der zentral in der Blüte liegt und aus nur einem Fruchtblatt gebildet wird.

Brennnessel-Arten sind windbestäubt. Wenn sich bei den männlichen Blüten die Blütenhüllblätter öffnen, schnellen ihre Staubblätter hervor; dabei wird explosionsartig eine Wolke von Pollen in die Luft geschleudert. Der Wind überträgt anschließend den Pollen auf die weiblichen Blüten.

Die sitzenden, in den haltbaren inneren Blütenhüllblättern locker eingehüllten Nüsschen sind gerade, seitlich abgeflacht, eiförmig oder deltoid. Die aufrechten Samen enthalten wenig Endosperm und zwei fleischige, fast kreisförmige Keimblätter (Kotyledonen).

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 12 oder 13.


Einzelnachweise

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