Sathya Sai Baba

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Sathya Sai Baba während eines Bhajan-Gesanges. Bhajans sind in Indien Teil der Hingabe (bhakti).

Sathya Sai Baba (* 23. November 1926 in Puttaparthi, Andhra Pradesh; † 24. April 2011 ebenda; bürgerlicher Name: Sathya Narayana Raju Ratnakaram) war eine spirituell gegründete Persönlichkeit, ein spiritueller Lehrer und Guru. Im indischen Sinn bezeichnet der Begriff Guru einen Menschen, „der die Dunkelheit beseitigt“.[1] Personen, die der Lehre von Sai Baba folgen und ihn verehren, werden „Devotees“ genannt.

Leben

Kindheit und Jugend

Sathya Narayana in der Zeit, nachdem er bekannt gegeben hatte, dass er die Reinkarnation von Shirdi Sai Baba ist.

Sathya Narayana Raju Ratnakaram wurde 23. November 1926 nach dem von ihm autorisierten Biograph Narayana Kasturi im südindischen Dorf Puttaparthi als Sohn von Meesaraganda Easwaramma und Peddavenkama Raju Ratnakaram geboren. Er hatte zwei Brüder und zwei Schwestern.[2]

Als Kind wurde Sathya als „ungewöhnlich intelligent“ und wohltätig beschrieben, obwohl er nicht unbedingt akademisch veranlagt war, da seine Interessen eher spiritueller Natur waren. Er war ungewöhnlich talentiert in Andachtsmusik, Tanz und Theater.[3] Schon in jungen Jahren soll er in der Lage gewesen sein, Gegenstände wie Lebensmittel und Süßigkeiten aus der Luft zu materialisieren.[4]

Am 8. März 1940 wurde der 14-jährige Sathya von einem Skorpion gestochen. Er verlor für mehrere Stunden das Bewusstsein und erfuhr in den nächsten Tagen eine spürbare Verhaltensänderung. Es gab „Symptome von Lachen und Weinen, Beredsamkeit und Schweigen“. Es wird berichtet, dass er damals anfing, „Sanskrit-Verse zu singen, eine Sprache, von der er angeblich keine Vorkenntnisse hatte.“[5]

Am 23. Mai 1940 verkündete Sathya Narayana vor seiner Familie, er sei eine Reinkarnation des indischen Heiligen Shirdi Sai Baba, der 1918 verstorben war. Ab diesem Zeitpunkt wurde er als „Sathya Sai Baba“ bekannt.

Gründung des Ashrams in Puttaparthi

1950 gründete er in Puttaparthi seinen Haupt-Ashram Prashanti Nilayam (Ort des höchsten Friedens), der sich zu einer Pilgerstätte für Millionen von Menschen entwickelte. 1954 errichtete Sai Baba ein kleines kostenloses Allgemeinkrankenhaus im Dorf Puttaparthi.[6] Der Brindavan Ashram in Whitefield östlich von Bangalore wurde 1960 eröffnet.

Er wurde bekannt für seine spirituelle Kraft und seine Fähigkeit zu heilen.

Nach seiner Genesung von einem Schlaganfall und vier schweren Herzinfarkten kündigte Sai Baba 1963 an, dass er eines Tages als Inkarnation mit dem Namen Prema Sai Baba im Nachbarstaat Karnataka wiedergeboren werden würde. Er erklärte: „Ich bin Shiva-Sakthi, geboren in der Gotra (Linie) von Bharadwaja, gemäß einem Segen, den dieser Weise von Siva und Sakthi erhalten hat. Siva wurde in der Gotra dieses Weisen als Sai Baba von Shirdi geboren; Shiva und Sakthi haben sich jetzt als Ich selbst in seiner Gotra inkarniert; Sakthi allein wird als dritter Sai (Prema Sai Baba) in derselben Gotra im Bezirk Mandya im Bundesstaat Karnataka inkarnieren.“[7]  Als Zeitpunkt für die Wiedergeburt als Prema Sai Baba gab er an, dass dies 8 Jahre nach seinem Tod im Alter von 96 Jahren sein werde, also 2030. Tatsächlich verstorben ist er jedoch im Alter von 84 Jahren.

Spätere Jahre

Sathya Sai Baba während eines Darshans. Darshan kommt von der Sanskrit-Wurzel दर्शन dṛś „ansehen“, „sehen“, „Vision“.[8] Die lebendig ausstrahlende geistige Liebeskraft bei Sathya Sai Baba prägt bei den anwesenden Personen einen tiefen seelischen Eindruck. Die Seele weiß ab diesem Moment um die Möglichkeit einer Synthese von Geist und Mensch.

1968 gründete er Dharmakshetra oder Sathyam Mandir in Mumbai,[9] 1973 das Shivam Mandir in Hyderabad.[10] Am 19. Januar 1981 weihte er in Chennai das Sundaram Mandir ein.[11]

Bei einem Vorfall im Jahr 1993 drangen vier mit Messern bewaffnete Eindringlinge in sein Schlafzimmer ein, entweder als Attentat oder als Teil eines Machtkampfs zwischen seinen Anhängern. Sai Baba blieb unverletzt. Während der Auseinandersetzung und der Reaktion der Polizei wurden die Eindringlinge und zwei von Sai Babas Begleitern getötet. Die offiziellen Ermittlungen ließen Fragen offen.[12]

Im März 1995 startete Sai Baba ein Projekt zur Trinkwasserversorgung von 1,2 Millionen Menschen in der dürregefährdeten Region Rayalaseema im Distrikt Anantapur in Andhra Pradesh.[13] Im April 1999 eröffnete er das Ananda Nilayam Mandir in Madurai, Tamil Nadu,[14] und im Jahr 2001 in Bangalore ein weiteres kostenloses Spezialkrankenhaus, um den Armen zu helfen.

Er lebte hauptsächlich in seinen Ashrams. Indien verließ er nur einmal am 29. Juni 1968 für eine Reise nach Kenia und Uganda.

Krankheit und Tod

Sri Sathya Sai Baba – Mahasamadhi. Mahasamdhi ist das Hindi-Wort für das bewusste Verlassen des physischen Körpers beim Tod.

Am 28. März 2011 wurde Sai Baba aufgrund von Atemproblemen in das nach ihm benannte und von ihm gegründete Sri Sathya Sai Super Specialty Hospital in Prasanthigram in Puttaparthi eingeliefert. Nach fast einem Monat Krankenhausaufenthalt, in dem sich sein Zustand zunehmend verschlechterte, starb er am Sonntag, dem 24. April 2011, im Alter von 84 Jahren.[15] Vor den Toren des Krankenhauses versammelten sich mehrere tausend Personen. Das indische Fernsehen NDTV berichtete den ganzen Tag nonstop.[16]

Sai Baba hatte am 9. September 1960 vorhergesagt, dass er weitere 59 Jahre leben werde.[17] Der frühere Todeszeitpunkt wirft Fragen auf. Einige Devotees lösen den Widerspruch, indem sie darlegen, dass in spirituellen Bereichen in Indien häufig ein Mondkalender zugrunde gelegt werde, und in Mondjahren gerechnet sei seine Vorhersage korrekt.[18]

Die Regierung des indischen Bundesstaates Andhra Pradesh ordnete eine viertägige Staatstrauer vom 24. bis 27. April 2011 an und beschloss ein Staatsbegräbnis für Sai Baba.[19]

Sathya Sai Organisation

Puttaparthi
Hügel in Prashanthi Nilayam mit Statuen von Hanuman, Krishna, Shirdi Sai Baba, Shiva, Buddha, Christus und Zarathustra.

Die Sathya Sai Organisation oder Sri Sathya Sai Seva Organisation wurde 1965 von Sathya Sai Baba gegründet. Ziel der Sathya Sai Organisation ist es, ihre Mitglieder zu unterstützen, dass diese sich ihrer innewohnenden Göttlichkeit bewusst werden und ihr Leben nach den fünf menschlichen Werten Wahrheit, rechtes Handeln, Friede, Liebe und Gewaltlosigkeit ausrichten. Weiter gehört zu den Zielen, dass eine Kultur gefördert wird, die bestrebt ist, die vollkommene Einheit aller Weltreligionen herzustellen, ohne trennende Unterschiede zwischen Kaste, Sprache oder Religion. Als letztes Ziel nennt die Organisation die Unterstützung ihrer Mitglieder in ihrer spirituellen und charakterlichen Entwicklung.[20]

Im Jahr 2020 wurde dem Sri Satya Sai Central Trust vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen der Sonderberaterstatus verliehen.[21]

Die Sathya Sai International Organisation berichtet, dass es schätzungsweise 1.200 Sathya Sai Baba Zentren in 114 Ländern gibt.[22] Die Zahl der aktiven Sai Baba Devotees ist jedoch schwer zu bestimmen. Schätzungen schwanken zwischen 6 Millionen und fast 100 Millionen.

Sathya Sai Baba gründete eine große Anzahl von Schulen und Hochschulen, Krankenhäusern und anderen Wohltätigkeitseinrichtungen in Indien und im Ausland, deren Nettofinanzkapital auf 400 Milliarden Indische Rupi (9 Milliarden US-Dollar) geschätzt wird.[23] Es wurden jedoch auch Schätzungen von bis zu 1,4 Billionen Indische Rupi (etwa 31,5 Milliarden US-Dollar) vorgenommen.

Wesentliche Inhalte seiner Lehre

Chaitanya Jyothi Museum in Puttaparthi, das dem Leben und den Lehren von Sathya Sai Baba gewidmet ist.

Sathya Sai Baba erklärte mehrfach, dass er weder eine neue Religion noch ein neues Glaubensbekenntnis gründen wolle. Obwohl er in einem hinduistischen Kontext geboren wurde, war seine Botschaft universell und richtete sich unterschiedslos an die Gläubigen aller Religionen, denen er die aufrichtige Anbetung Gottes in den für jede Religion spezifischen Formen und Mitteln empfahl.

Eckpfeiler seiner Lehre ist die Einheit der Religionen und der verschiedenen spirituellen Disziplinen, die er als unterschiedliche Wege zu dem einen Gott verstand.

Große Bedeutung wird dem hingebungsvollen Singen (Bhajan), dem Gebet mit der Wiederholung von Mantra, dem selbstlosen altruistischen Dienst (Seva) und dem Studium der Spiritualität anhand der heiligen und spirituellen Texte einer jeden Tradition oder Kultur beigemessen.

Der wahre Zweck seiner Mission bestand darin, die Brüderlichkeit der Menschen, die Einheit aller Geschöpfe, die Pflicht, alle zu lieben und allen zu dienen, zu etablieren und zu einer einheitlichen Vision des Universums zu führen. Seine größte Kapazität war die Transformation der menschlichen Seele und seine Stärke lag darin, Menschen auf den Weg des Guten und der Liebe zu führen sowie das große Geheimnis des Lebens und des Universums zu offenbaren: Gott ist in Dir. Finde es heraus!

Satya, Dharma, Prema, Shanti, Ahimsa (Wahrheit, Rechtschaffenheit, Liebe, Frieden, Gewaltlosigkeit) bezeichnete er als die höchsten Prinzipien im Leben.

Wichtige Grundprinzipien seiner Lehre im Detail:

Kostenloses Krankenhaus der tertiären Versorgung in Puttaparthi, gegründet von Sai Baba
Sathya Sai Baba College in Puttaparthi
Sathya Sai Baba College Hostel in Puttaparthi
  • Liebe zu allen Kreaturen. Diese Liebe (Prema) sollte nicht von Eigennutz begleitet sein, wie dies bei Gattenliebe (Moha), Mutterliebe (Vatsalya), Hingabe an einen Gott (Bhakti) und Liebe zu materiellen Dingen oft der Fall ist. Wenn Liebe aus Eigennutz entsteht, kann sie nicht zur spirituellen Erleuchtung führen. Liebe ist Selbstlosigkeit im Sinne von Egolosigkeit. Das Erreichen der Glückseligkeit (Ananda) durch Liebe (Prema) ist die Lehre des Vedanta.
  • Sozialarbeit für andere. Dienst am Menschen ist Dienst an Gott. Dienen gibt dem Leben Bedeutung und Sinn, wie bei Hanuman, der Rama selbstlos diente. Selbstloses Dienen (Seva) wird als tätige Liebe aus einem reinen Motiv aufgefasst. Sie ist sichtbar und greifbar gewordene Liebe Gottes in seiner Schöpfung. Dienen ist nicht die „niedere“ Form des Tätigwerdens in der Welt, der selbstlose Dienst ist die höchstentwickelte Form des tätigen Menschseins, in der die dem Menschen innewohnende Göttlichkeit, das wahre Wesen, einen lebendigen Ausdruck findet.
  • Die eigenen Wünsche unter Kontrolle halten. Menschsein ist geprägt von unbegrenzten Wünschen. Der Mensch lebt in einer Traumwelt und vergisst das höchste Bewusstsein (Paratattva). Statt nach immer mehr Gütern zu streben, ist es besser, für die Erleichterungen der Armen und Bedürftigen zu spenden. Wünsche sind ein Gefängnis. Man sollte nicht mehr essen, als man braucht, und nicht gierig sein und nicht Zeit für sinnlose Dinge vergeuden. Der Mensch sollte seine physischen, mentalen und spirituellen Energien nicht verschwenden.
  • Die Welt ist Illusion (Maya), nur Gott ist real, weil nur die Ganzheit ganz real ist. Der Vedanta spricht von einer Überlagerung der Wahrheit durch unsere trennende, interpretierende und dadurch einengende Wahrnehmung.
  • Durch das innere Selbst ist jeder Mensch eigentlich göttliches Bewusstsein (Atman). Im Laufe eines durch die Bindung an die grobstoffliche Hülle entstehenden Individuationsprozesses, seiner „persönlichen“ Entwicklung, nimmt sich der Mensch als getrenntes Individuum wahr. Er umgibt sich dabei auf verschiedenen Seinsebenen mit Hüllen (Schicksalshülle, Gedankenhülle, Gefühlshülle, Energiehülle, grobstoffliche Materiehülle). Dieser Vorgang wird als natürlich verstanden. Das Tagesbewusstsein der meisten Menschen hat die Erfahrung von Atman nie ganz bewusst gemacht, ist aber im Grunde sehr wohl dazu fähig. Der Atman als Seins-, Bewusstseins- und Glückseligkeitsprinzip durchdringt, inspiriert, energetisiert und führt die anderen menschlichen Existenzbereiche, so wie die Gedanken die Gefühle und die Gefühle die Nervenfunktionen durchdringen, inspirieren, energetisieren und steuern. Stofflicher Körper, Gefühl, Denken und Erkennen sind ohne Atman leer und tot. Ein Mensch, der das wahre Selbst erkannt hat und bewusst durch sich wirken lässt (verwirklicht hat), wird durch dessen Reinheit, Kraft, Liebe und Glückseligkeit eine wahre Verkörperung dieser Seinsaspekte und ist dadurch in der Lage, die Einheit in der Polarität zu erkennen und zu leben. Das Gefängnis namens Individualität und immer wiederkehrender Reinkarnation kann so überwunden werden. Die größte Leistung der alten indischen Weisheitsforscher ist in der Entdeckung der Identität von Atman (individuelles göttliches Prinzip) und Brahman (universelles göttliches Prinzip) zu sehen. Dieser Identität ist zu verdanken, dass ein Vedantin (Anhänger des Vedanta) sagen kann: „Ich bin essentiell weder Körper, Intellekt, Gehirn, Herz noch das Ego. Ich bin essentiell das unendliche, universale Absolute (Brahman)“.
  • Akzeptanz aller Religionen als Wege, um das Eine (Gott) zu realisieren.
  • Hingabe an Gott (Bhakti), gesprochenes oder gedankliches Rezitieren von Mantras (Japa) werden als spirituelle Übungen (Sadhana) und Befreiungswege benannt.
  • Meditation in Form von Mantras oder Licht-Meditation (Jyoti).[24]

Satha Sai Baba singt das Mantra Asato ma sat gamaya:

„Asato ma sat gamaya
tamaso ma jyotir gamaya
mrityor ma amritam gamaya.“

(Mantra aus den Veden)

Besondere Fähigkeiten und Eigenschaften

Materialisierungen und Heilungen

Die Besucher der Darshans in Putthaparti oder von anderen Veranstaltungen konnten miterleben, wie Sai Baba Vibhuti (heilige Asche), kleine Objekte wie Ringe und Früchte oder ovale Kugeln aus Gold materialisierte.[25][26] Auch Krankenheilungen, Bilokation oder Hellsehen wurden von Augenzeugen berichtet.

Verkörperung von Liebeskraft

Aus geistiger Forschung zu Sai Baba kommt Heinz Grill zu dem Ergebnis, dass Sai Baba eine Verkörperung von Liebeskraft gewesen sei. Die Begegnung mit ihm spendete dem Menschen in seiner Seele Initiation:[27]

„Große Kräfte mit Kundalini-Wirkungen konnte Sai Baba auf die anwesenden Verehrer übertragen. Die Übertragungen dieser starken Energie bezeichnen jedoch einen nicht so wichtigen Nebenschauplatz, denn im Zentrum liegt die Begegnung des einzelnen Schülers mit einer geistig intensiv ausstrahlenden Persönlichkeit. Der sich in den Darshan einreihende Verehrer richtet seine Aufmerksamkeit auf den an der Menge entlang gehenden Sathya Sai Baba, der sich mit intensiver Konzentration an die dort befindlichen Gruppen und an die einzelnen Individualitäten wendet. In der Seele spürt der sogenannte Devotee die Liebe, die unmittelbar aus der kleinen Gestalt des Inders mit orangefarbener Kutte ausstrahlt. Die Liebe ist nicht eine emotionale Angelegenheit, sie ist nicht eine besondere Erfindung, die das Leben sympathisch macht, und sie ist auch nicht ein Zufallsprodukt, das einmal vorhanden ist und ein anderes Mal entschwindet, sie ist unmittelbare Gegenwärtigkeit in der Person von Sathya Sai Baba. Sie ist Wirklichkeit, sie lebt in der Person, sie erstrahlt wie ein großer Planet, gefasst in allen Gliedmaßen, fein verströmend bis über das schwarze und doch mächtige Haar hinaus. Sie liegt in dem konzentrierten Blick, mit dem er über die einzelnen Personen streift und durchdringt jedes Herz. Seine Verkörperung ist Liebeskraft und diese ist für die Seele wahrnehmbar. Derjenige, der an einem Darshan teilnimmt, weiß von nun an in seiner Seele, dass er diese Liebe einmal im Laufe dieses Lebens oder auch in einem nächsten Leben verwirklichen möchte. Sathya Sai Baba initiiert durch seine Präsenz die uranfänglichen Keime zur Liebe und vom Augenblick der Begegnung an verändert sich der Schüler. Er weiß von nun an, dass es diese Liebe in einer Verkörperung gibt, und da es seine Seele weiß, will er diese auch einmal selbst erringen.“

Anerkennung von Sai Baba in Indien

Briefmarke von 1999, die dem Sri Sathya Sai Wasserversorgungsprojekt gewidmet ist
Indische Briefmarke von 2013

Am 23. November 1999 veröffentlichte das Postministerium der indischen Regierung eine Briefmarke und einen Briefumschlag als Anerkennung für die Dienste, die Sai Baba bei der Lösung des Problems der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser für die ländliche Bevölkerung geleistet hat. Eine weitere Gedenkbriefmarke wurde anlässlich seines 88. Geburtstages im November 2013 herausgebracht

Im Januar 2007 fand im Chennai Nehru Stadium eine Veranstaltung statt, die von der Chennai Citizens' Conclave organisiert wurde, um Sai Baba für das 2-Milliarden-Wasserprojekt zu danken, das Wasser aus dem Fluss Krishna in Andhra Pradesh in die Stadt Chennai brachte. Vier Ministerpräsidenten nahmen an der Veranstaltung teil.

Kritik

Materialisationen sind Tricks

Zu seinen Kritikern gehörten die Rationalisten Abraham Kovoor und Basava Premanand sowie der Universitätsprofessor und ehemalige Sai-Baba-Funktionär Robert C. Priddy. Kovoor und Premanand hatten darauf hingearbeitet nachzuweisen, dass die Materialisierungen von Sai Baba, beispielsweise von Vibhuti (heilige Asche), in Wirklichkeit Taschenspielertricks gewesen sind.

Als Sai Baba 2010 seinen Geburtstag feierte, gab ein Fernsehsender dem Vorsitzenden der Gesellschaft Indischer Rationalisten, Sanal Edamaruku, die Möglichkeit, die charakteristischen Tricks des Meisters für die Kinder zuhause zum Nachmachen vorzuführen und zu erklären.[28]

Verstoß gegen das Goldkontrollgesetz

Basava Premanand versuchte 1986 erfolglos, Sai Baba wegen Verstößen gegen das Goldkontrollgesetz zu verklagen. Der Gegenstand seiner Klage waren Sai Babas Materialisierungen von Goldobjekten.

Sexueller Missbrauch

Bereits seit den 1970er Jahren kursierten Anschuldigungen, dass Sai Baba junge Männer sexuell missbraucht haben soll.[29] Sehr bekannt ist der kritische Bericht von Conny Larsson, einem ehemaligen Devotee aus Schweden, der nach 20 Jahren mit Sai Baba gebrochen hatte.[30] Von einem Pfarrer und Beauftragten der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck für Sekten- und Weltanschauungsfragen wurden 1997 auf der Website Religio ehemalige Devotees mit folgenden Worten zitiert: „Mit Vorliebe berühre der ‚Meister‘ männliche Anhänger an ihren Geschlechtsorganen, angeblich zum Zwecke der ‚spirituellen Reinigung‘.“[31] Devotees bestätigten, dass Sai Baba Menschen im Genitalbereich berührt habe, unterscheiden diese Berührungen aber von missbräuchlichem Verhalten. Diese Menschen drückten aus, dass die Berührungsqualität von Sathya Sai Baba nicht-sexuell gewesen sei.

Sathya Sai Baba wies jegliche Vorwürfe eines sexuellen Fehlverhaltens zurück.[32] In einem offenen Brief im Dezember 2001 sagten Premierminister Atal Bihari Vajpayee, die Obersten Richter PN Bhagwati und Ranganath Misra sowie die Parlamentsabgeordneten und Najma Heptulla, dass sie „von den wilden, rücksichtslosen und erfundenen Anschuldigungen [gegen Sathya Sai Baba] zutiefst betroffen und gequält“ seien. Sie nannten ihn „eine Verkörperung der Liebe und des selbstlosen Dienstes für die Menschheit“.[33]

Sai Baba wurde nie wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt.

Kein ausgearbeiteter Schulungsweg verfügbar

Die Devotees von Sai Baba erfahren eine geistige Initiation, treten dann jedoch in Ermangelung eines ausgearbeiteten Schulungsweges wenig in die aktive Selbstentwicklung. Diese wäre aber notwendig, denn eine geistige Initiation will vom Menschen beantwortet werden. Die Folge aus dem Mangel an Schulungsschritten kann ein Egoismus sein, der sich sogar stärker ausprägt, als dies bei Menschen ohne geistige Initiation der Fall ist:

„Eine bekannte Malerin aus Süddeutschland, die sich sehr viel mit Spiritualität und spirituellen Persönlichkeiten beschäftigt, sagte einmal in spontaner emotionaler Reaktion, dass sie noch nie so viel Egoismus gesehen habe, wie unter den Devotees von Sai Baba. Diese Aussage ist leider sehr gut nachvollziehbar, denn die verehrenden, Gott suchenden Menschen, die einmal bei Sai Baba gewesen sind, haben keinen ordentlichen Geistschulungsweg verfügbar und da sie dennoch eine große Energie über die ausstrahlende Kundalini-Kraft von Sai Baba erhalten und des Weiteren das göttliche Geheimnis der Liebe in einem Menschen einmal erschauen konnten oder, besser gesagt, anblicken konnten, glauben sie allzu leicht, dass sie auserwählte und bevorzugte Personen seien. Sie können mit den im Ashram gewonnenen Erfahrungen des Darshans ohne genaue disziplinierte Geistschulung nur in einen bisher bekannten emotionalen Zustand zurückfallen und diesen mit Geistigkeit verwechseln. Zu den fünf Werten, die Sathya Sai Baba lehrte (diese sind ahimsa – Gewaltfreiheit, satya – Wahrheit, shanti – Frieden, dharma – Rechtschaffenheit und prema – Liebe), nehmen sie Zuflucht, aber mehr im Sinne der reinen Übernahme von Nominativen. Sie haben die Wege der Verwirklichung nicht kennengelernt und benützen nun diese fünf Werte wie eine Essenz. Der Egoismus ist eine konsequente Folge, die aus dem Mangel an Schulungsschritten entstehen muss. Es ist nicht prema, die Liebe, die tatsächlich aus dem Menschen konsequenterweise hervorgeht, sondern allzu häufig a-prema, Nicht-Liebe und Eigennutz, welche das Leben mehr an die Materie bindet und dies sogar oftmals mehr als bei nicht-initiierten Menschen. Die Zukunft würde es erfordern, dass die Schüler von Sathya Sai Baba an intensiven eigenen Studiengängen im Sinne von Geistschulung und Yoga partizipieren.“[27]

Prominente Devotees

Sergiu Celibidache (1969)

Sai Baba hatte viele Devotees in der indischen Regierung und dem öffentlichen Leben. Einer der prominentesten im Westen war der kalifornische Unternehmer Isaac Tigrett, Gründer der internationalen Restaurantkette Hard Rock Cafe. Durch den Verkauf seiner Anteile für 108 Millionen US-Dollar konnte 1991 in der Wüste von Andhra Pradesh das erste Sri Sathya Sai Super Speciality Hospital des Sri Sathya Sai Medical Trust nach einem Jahr Bauzeit eröffnet werden.[34]

Der ehemalige indische Premierminister Atal Bihari Vajpayee, der ehemalige Präsident Indiens A. P. J Abdul Kalam besuchten regelmäßig Sai Babas Ashram, ebenso der amtierende venezolanische Staatspräsident Nicolas Maduro. Indra Devi benannte ihren Yogastil nach ihm mit dem Namen Sai Yoga.

Der Dirigent Sergiu Celibidache versuchte, seine durch Sai Baba gewonnene Erkenntnis und sein spirituelles Bewusstsein direkt in das Musizieren einzubringen und an seine Studenten zu vermitteln.

Nachtodliches Wirken von Sai Baba

„Eine Seele, die vor 12 Jahren am Ostersonntag verstorben ist, ist diejenige des großen indischen Lehrers Sathya Sai Baba. Diese wirkt heute weltweit und fördert Grundlagen zum biodynamischen Anbau, zur guten Ernährungskultur und darüber hinaus richtet sie sich mit besonderer Ätherkraft an all jene, die eine tatsächlich spirituelle Idee – und es muss mit Nachdruck gesagt werden, eine wirklich spirituelle Idee – mit konkreter, inhaltlicher Form zur Umsetzung bringen wollen. Diese große Seele wirkt souverän, ruhig, wie im tiefgründigen blauen Äther und spricht etwa die Worte als stille Empfindung: Halte mit deiner Ideenkraft durch, setze sie in wiederholtem Maße in Taten um, denn es ist an der Zeit, deinen Mitmenschen diese praktische Form der Liebe als Gabe zu geben.

Heinz Grill, April 2023[35]

Literatur

  • Literatur von und über Sathya Sai Baba im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Katharina Poggendorf-Kakar: Der Gottmensch aus Puttaparthi. Eine Analyse der Sathya-Sai-Baba-Bewegung und ihrer westlichen Anhänger. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 1999, ISBN 3-8300-0060-X.

Weblinks

Offizielle Seiten

Fremddarstellungen

Einzelnachweise

  1. Bedeutungen des Wortes Guru. In: Yoga Vidya. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  2. Family members of Sai Baba kept in the dark. In: The New Indian Express. Artikel vom 10. Juli 2011, abgerufen am 12. Juli 2024.
  3. Norris W. Palmer: Babas Welt. Ein globaler Guru und seine Bewegung. In A. Forsthöfel, Thomas; Ann Humes, Cynthia (Hrsg.): Gurus in Amerika. Albany, NY: State University of New York Press, 2005, ISBN 978-0791465745, S. 99.
  4. Alexandra Kent: Creating Divine Unity. Chinese Recruitment in the Sathya Sai Baba Movement of Malaysia. Journal of Contemporary Religion, 15 (1), S. 5–27.
  5. Richard Weiss: The Global Guru. Sai Baba and the Miracle of the Modern T.] PDF vom Dezember 2005. New Zealand Journal of Asian Studies, 7 (2): 5–19. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  6. History des Sri Sathya Sai General Hospital in Puttaparthi. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  7. Lawrence A. Babb: Redemptive Encounters. Three Modern Styles in the Hindu Tradition. University of California Press, 1991, ISBN 978-0520076365, S. 164.
  8. siehe den Artikel Darshan (indische Religionen) in der englischen Wikipedia.
  9. History of Dharmakshetra. In: Dharmakshetra. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  10. Sri Sathya Sai Inaugurates Sivam at Hyderabad. In: srisathyasai.org. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  11. The Sundaram Story. In: srisathyasai.org. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  12. Sathya Sai Baba escaped murder attempt. In: Daily News and Analysis. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  13. Water projects: CM all praise for Satya Sai Trust. In: The Hindu. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  14. Sri Sathya Sai Ananda Nilayam. In: srisathyasai.org. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  15. Berühmter Guru Sai Baba ist verstorben. In: derStandard.at. Artikel vom 24. April 2011, abgerufen am 12. Juli 2024: 85-Jähriger erlag Herz-Kreislauf-Versagen – Premier Manmohan Singh: Für Menschen aller Glaubensrichtungen ‚Inspiration‘ gewesen. Puttaparthi – Der weit über die Landesgrenzen hinaus berühmte indische Guru Sathya Sai Baba ist tot. Tausende Anhänger versammelten sich am Sonntag trauernd vor einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Puttaparthi im südindischen Teilstaat Andhra Pradesh, in dem der 85-jährige Hindu-Mystiker in den Morgenstunden an Herz-Versagen gestorben war. […] 'Sai Baba […] atmete ein letztes Mal um 07:40 Uhr', hieß es in einer Mitteilung des Krankenhauses, in das der Guru im vergangenen Monat mit Herz-, Lungen- und Nierenproblemen gebracht worden war.
  16. Sathya Sai Baba, Guru With Millions of Followers, Dies at 84. In: New York Times. Artikel vom 24. April 2011, abgerufen am 12. Juli 2024.
  17. What information do we have about Prema Sai? In: Sri Sathya Sai International Organization. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  18. Leben von Sai Baba. Archiviert vom Original am 21. Dezember 2021, abgerufen am 12. Juli 2024.
  19. Sathya Sai Baba death: AP declares 4-day state mourning. In: The Economic Times. Artikel vom 24. April 2011, Archivlink abgerufen am 5. September 2024.
  20. Sri Sathya Sai Central Trust. In: srisathyasai.org. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  21. UN body confers special status on Sri Sathya Sai Central Trust. In: The Hindi. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  22. The Sai Organization. In: sathyasai.org. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  23. Sathya Sai Baba passes away, leaves behind Rs 40,000-cr worth empire with no clear succession plan. In: The Economic Times. Artikel vom 25. April 2011, abgerufen am 12. Juli 2024.
  24. Namasmarana Die fortlaufende Wiederholung des Namen Gottes. Memento vom 16. März 2009, abgerufen am 12. Juli 2024.
  25. John Hislop: Mein Baba und ich. 3. Auflage. Sathya-Sai-Vereinigung, Bonn 1994, ISBN 3-924739-20-X (Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von einer Gruppe deutscher Devotees).
  26. John Hislop: Gespräche mit Sathya Sai Baba. 5. Auflage. Sathya-Sai-Vereinigung, Bonn 1994, ISBN 3-924739-02-1.
  27. 27,0 27,1 Umfassende Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur durch Initiation. In: Beiträge zu einem Neuen Yogawillen. Artikel vom 1. August 2023, abgerufen am 12. Juli 2024.
  28. Sanal Edamaruku: „The night a guru tried to kill me on TV“. In: The Guardian. Artikel vom 23. März 2010, abgerufen am 12. Juli 2024.
  29. Michael Scholz: Jenseits von Gut und Böse? – „Missbrauch“ und „Taschenspielertricks“ – die Vorwürfe gegen Sai Baba. Connection Magazin: Sai Baba - Der allzumenschliche »Gottmensch« Memento vom 18. Dezember 2007 in Internet Archive, abgerufen am 12. Juli 2024.
    Auszug: „Bereits seit den 70er Jahren sollen Missbrauchsgerüchte in und um den Ashram im ndischen Puttaparthi kursieren. Erstes schriftliches Dokument ist das Buch »Lord of the Air« des Ex-Jüngers Tal Brooke von 1979. Genannt wird auch ein Skandal mit Sai-Schülern, die aus Malaysia stammen, von 1980. In den 90er Jahren verließen viele Franzosen und Ungarn wegen Missbrauchsbehauptungen von Landsleuten ihre Sai-Baba-Gruppen. Die schwedische SSO löste sich ganz auf. Ein Teil der Vorwürfe wurden inzwischen auch von verschiedenen internen Stellen der Sai Baba Organistion bestätigt, darunter vom dänischen SSO-Europakoordinator Thorbjorn Meyer. Sai Baba ölt offenbar ausgewählten jungen Männern in so genannten »Privatinterviews« die Genitalien. So sollte die Erweckung der Kundalini-Energie unterstützt werden. Der Guru billigt sie allerdings angeblich nur Jugendlichen und Männern zu.“
  30. Conny Larsson: Politik, Sekten, Sex und Drogen. In: „FECRIS (Féderation Européenne des Centres de Recherche et d' Information sur le Sectarisme – Europäische Föderation der Zentren für Forschung und Information bezüglich des Sektenwesen)“, abgerufen am 12. Juli 2024. „Conny Larsson, Verfasser der Buches ‚Behind the mask of the clown‘ (‚Hinter der Maske des Clowns‘) beschreibt, wie er sich zu einer 31 Jahre langen Reise in zwei indischen Kulten einschiffte.“
  31. Sathya Sai Baba. In: Religio. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  32. Thousands flock to funeral of India guru Satya Sai Baba. In: BBC News. Artikel vom 27. April 2011, abgerufen am 12. Juli 2024.
  33. Sri Sathya Sai Baba. A living legend. An embodiment of love for all mankind. In: saibaba-x.org.uk. Abgerufen am 12. Juli 2024.
  34. Dr. G. Venkataraman im Interview mit Isaac Tigrett. Ein Interview für Radio Sai Global Harmony. Archivlink abgerufen am 12. Juli 2024.
  35. Die Ausdauer eines spirituellen Ausgerichtetseins führt zur Verwandlung der irdischen Konfliktsituationen. In: Beiträge zu einem Neuen Yogawillen. Artikel vom 6. April 2023, abgerufen am 12. Juli 2024.
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