Essig

Essig (von mittelhochdeutsch ezzich, gelegentlich auch essich; lateinisch Acetum, ursprünglich „Weinessig“)[1] ist ein sauer schmeckendes Würz- und Konservierungsmittel, das im Wesentlichen eine verdünnte Lösung von Essigsäure in Wasser ist. Als Lebensmittel wird Essig traditionell durch Fermentation alkoholhaltiger Flüssigkeiten mit Essigsäurebakterien (Essigmutter) hergestellt. Bei diesem Gärungsprozess oxidieren die Bakterien unter Einwirkung von Sauerstoff aus der Luft den Alkohol zu Essig. Die Essigaufbereitung zählt zu den ältesten Lebensmittelherstellungsverfahren der Menschheit.
In Deutschland darf Speiseessig nach der Verordnung über den Verkehr mit Essig und Essigessenz von 1972 zwischen 5 % und maximal 15,5 % Essigsäure enthalten,[2] Essigessenz für den allgemeinen Verkauf maximal 25 %, ansonsten bis 80 %. Essig aus dem Handel hat meistens eine Essigsäurekonzentration von 5 % bis 6 %. Die Prozentangaben beziehen sich hier auf den Gesamtsäuregehalt in Gramm pro 100 Milliliter, bei Essigessenz auf den Säuregehalt in Gramm je 100 Gramm. Auch mit Wasser verdünnte Essigsäure oder Essigessenz wird oft als Essig bezeichnet, muss jedoch als solche deklariert werden. Der maximale Alkoholgehalt von Weinessig liegt bei 1,5 %. Andere Essigsorten dürfen höchstens 0,5 % Alkohol enthalten.[3]
Der Begriff „Eisessig“ bezeichnet hochkonzentrierte Essigsäure (99 bis 100 %), die dementsprechend sehr wenig oder gar kein Wasser enthält. Der Trivialname rührt daher, dass reine Essigsäure schon bei 16 Grad Celsius zu eisartigen Kristallen erstarrt.
Metaphysisch gesehen lässt der Essig den Menschen nicht nach innen sinken, sondern fördert ihn, dass er seine Aufmerksamkeit nach außen orientiert.
Geschichte

Viele Hochkulturen des Altertums – Ägypter, Perser, Römer, Griechen und Babylonier – stellten bereits Essig her. Essig, aus sauer gewordenen Fruchtsäften, Wein oder Bier gewonnen, war, mit Wasser gemischt, als kühlendes Getränk geschätzt. Es gibt Überlieferungen aus Mesopotamien, in denen von „saurem Bier“ die Rede ist. Dieses Produkt, von den Ägyptern „Hequa“ genannt, wurde aus Gerste gebraut und durch den Essigstich sauer. Römische Legionäre hatten ein Gemisch aus Wasser und Essig in ihren Feldflaschen, das sie „Posca“ nannten, oft wurde das Trinkwasser dieser Zeit so erst genießbar.
Die medizinische Anwendung von Essig bei Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden ist schon durch Hippokrates überliefert. L. J. M. Columella, der bedeutendste Ackerbauschriftsteller des ersten nachchristlichen Jahrhunderts, berichtet in seinem Werk De re rustica sehr ausführlich über die Möglichkeiten, Essig herzustellen. Seine Ausgangsstoffe waren Wein, Feigen und w:Gerste.
Im Mittelalter galt insbesondere Kräuteressig als Heilmittel. Hildegard von Bingen, Nostradamus und Florenz von Venningen berichten in ihren Schriften über die Wirkungsweise und Verwendung der im acetum sanum extrahierten Heilpflanzen. In der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Heilkunde fand auch der aus Essig und Zucker hergestellte Essigzucker (lateinisch oxysaccharum) Verwendung.[4] Das vorangestellte oxy- oder oxi- (von griechisch oxos) weist auf ein saures bzw. mit Essig hergestelltes Mittel hin. Vorwiegend zur Desinfektion wurde damals der menschliche Körper verschiedenen Einreibungen mit Essig unterzogen. Noch im 18. Jahrhundert versuchte man, der Pest mit Pestessig beizukommen. Behälter und Geräte, die in der Medizin Verwendung fanden, wurden mit Essig gereinigt. Ab dem 16. Jahrhundert wurden die ersten Steuern auf Produkte mit oder aus Essig erhoben. Vor allem das Einlegen von Gemüse in Essig und die Herstellung von Marinaden für Salate war damals in Frankreich sehr beliebt.
In der Schönheitspflege diente Essig wegen seiner reinigenden und desinfizierenden Wirkung bis hin zur Behandlung hartnäckiger Hautkrankheiten. Essig wird vor allem als Konservierungs-, Würz- und Genussmittel verwendet.
Essig-Arten
Essige unterscheidet man zum einen nach den Herstellungsarten, zum anderen nach den dabei genutzten Grundstoffen. Hinsichtlich der Herstellung wird grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Herstellungsarten unterschieden. Zum einen kann Essig auf dem Wege der Fermentierung unter Nutzung von Essig-Bakterien hergestellt werden, zum anderen durch Verdünnung von Essig-Essenz. Essig-Essenz zeichnet sich durch einen Säuregehalt von 25 % bis 80 % aus und wird auf der Basis von Essig-Säure hergestellt (Säureessig), die entweder natürlich durch die Verarbeitung von Holzabfällen (Holzessig), insbesondere Buchen-Holz, oder aber synthetisch gewonnen wird. Industrieessige sind synthetisch hergestellte Essige.
Gärungsessige
Die Gärungsessige, korrekt jedoch Fermentierungsessige, unterscheidet man nach dem Grundstoff, der als Ausgangsmaterial für die alkoholische und die anschließende Essigsäure-Fermentierung genutzt wird.
Essig-Art | Essig-Sorte | Grundstoff | Bemerkungen |
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Branntweinessig | Branntweinessig oder Spritessig, Österreich: Weingeistessig | Verdünnter Branntwein, Branntwein-Maische (Zuckerrüben u. a.) |
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Branntweinessig | Kartoffelessig | Vergorene Kartoffeln, Kartoffelbrand |
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Branntweinessig | Wodkaessig | Wodka |
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Branntweinessig | Zuckerrohressig | Zuckerrohr |
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Branntweinessig | Whiskyessig | Whisky |
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Weinessig | Rotweinessig | Roter Traubenwein |
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Weinessig | Weißweinessig | Weißer Traubenwein |
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Weinessig | Sherryessig | Sherry |
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Weinessig | Champagneressig | Champagner |
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Weinessig | Winzeressig | Hochwertiger Wein |
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Balsamessig | Aceto balsamico | Eingekochter Traubensaft |
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Frucht- oder Obstessig | Apfelessig, Cidre-Essig | Äpfel, Apfelsaft, Most, Apfelwein |
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Frucht- oder Obstessig | Birnenessig | Mostbirnen, Birnensaft |
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Frucht- oder Obstessig | Himbeeressig | mit Himbeeren aromatisiert |
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Frucht- oder Obstessig | Erdbeeressig | mit Erdbeeren aromatisiert |
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Frucht- oder Obstessig | Johannisbeeressig | Vergorene Johannisbeeren |
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Frucht- oder Obstessig | Pflaumenessig | Pflaumen |
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Frucht- oder Obstessig | Kirschessig | Kirschen |
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Frucht- oder Obstessig | Traubenessig (Rosinenessig, Dattelessig, Feigenessig) |
Rosinen, Datteln, Feigen |
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Frucht- oder Obstessig | Kokosessig | Palmwein aus Kokosblütenzucker |
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Frucht- oder Obstessig | Bananenessig | Kochbananen |
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Getreideessig | Malzessig | Malz, Gerste-Maische |
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Getreideessig | Bieressig | Bier, Biermaische |
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Gemüseessig | Tomatenessig | Tomaten |
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Gemüseessig | Gurkenessig | Eingedickter Gurkensaft |
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Gemüseessig | Möhrenessig | Möhren |
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Gemüseessig | Rote-Bete-Essig | Rote Bete |
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Gemüseessig | Spargelessig | Spargel |
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Reisessig | Weißer und dunkler Reisessig | Reis, Reiswein |
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Molkenessig | Molkenessig (Milchserumessig) | Molke |
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Honigessig | Honigessig | Vergorener Honig, Met |
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Aromatisierte Essige oder Ansatzessige
Als Aceta (Mehrzahl von Acetum) wurden (in der Pharmazie) schon früher Auszüge von Drogen mit Weinessig (aus Wein von Vitis vinifera) bezeichnet.[8] Nach der Herstellung kann Essig mit Gewürzen, Kräutern oder Früchten versetzt werden, um seinen Geschmack zu beeinflussen. Oft werden Salbei, Estragon, Knoblauch, Brombeeren oder Himbeeren verwendet. Ebenso sind Mischungen üblich. Branntweinessig, Wein- und Obstessige eignen sich als Basisessige für diese sogenannten Ansatzessige oder aromatisierten Essige. Kräuter- und Gewürzessige gehören zu den Ansatzessigen, ebenso Essige mit einer Aromamischung von unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten.
Herstellungsverfahren

Die Essigherstellung ist im Wesentlichen ein Prozess der Essigsäuregewinnung. Speiseessig wird dabei allerdings traditionell nur unter Zuhilfenahme biotechnischer Verfahren hergestellt, denen eine natürliche Fermentation gemeinsam zugrunde liegt.
Als Grundlage hierfür können alkoholhaltige Flüssigkeiten, beispielsweise Wein, Apfelmost, Bier, Reiswein, Malzsud oder zuckerhaltige Flüssigkeiten wie Traubensaft beispielsweise für den Aceto balsamico di Modena dienen. Überwiegend jedoch wird Essig aus verdünntem reinen destillierten Alkohol (Agraralkohol) oder aus Verarbeitungswein in Form des sogenannten „White vinegar“ hergestellt. Aus destilliertem Alkohol gewonnener Essig wird Branntweinessig genannt.
Für die Herstellung von Malzessig wird zunächst eine Getreidemaische vorzugsweise aus gemälzter Gerste geschrotet und mit heißem Wasser vermischt. Durch enzymatische Prozesse bei diesem Maischen wird Amylose in Malzzucker Maltose und Traubenzucker (Glucose) umgewandelt. Dabei entstehen auch andere Zuckerarten. Über einen perforierten Boden wird die zuckerreiche Flüssigkeit abgetrennt und gesammelt. Dieser Malzextrakt wird ungehopft abgekühlt und mit Hefe versetzt, die den Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid vergärt. Die daraus entstehende Flüssigkeit bildet das Substrat für die Veressigung. Für die Qualität des Malzessigs ist das Verhältnis von vergärbaren Zuckern und unvergärbaren Zuckern ausschlaggebend. Die unvergärbaren Zucker bilden die für Malzessig typischen Aromakomponenten.
Der Vorgang wird oft als Essigsäuregärung oder „Essig-Gärung“ bezeichnet, korrekt bezeichnet ist er jedoch eine Fermentation. Er ist eine teilweise „Veratmung“, da dabei Sauerstoff aus der Luft nötig ist, im Gegensatz zur alkoholischen Gärung. Daher kann Essig nicht in geschlossenen, ungelüfteten Behältern produziert werden. Für die Herstellung gibt es mehrere Verfahren.
Orléans-Verfahren (Oberflächenverfahren)

Das Orléans-Verfahren ist die Bezeichnung für die offene Herstellungsweise, bei der die Ausgangsflüssigkeit mit Essigbakterien geimpft wird. Der Fermentationsvorgang wird in offenen Kesseln sich selbst überlassen. Die Produktion wird in warmen Räumen für eine beschleunigte Reaktion durchgeführt. Nach einiger Zeit bildet sich auf der Flüssigkeitsoberfläche eine Kahmhaut der alkoholverwertenden Bakterien, die sog. Essigmutter. So verwandelt sich das alkoholische Ausgangsprodukt langsam in das Oxidationsprodukt Essig. Ist der Alkohol vollständig in Essigsäure umgewandelt, wird der Essig unter der Haut vorsichtig abgelassen. Teilweise wird der Essig danach in Fässern gelagert, wodurch sich sein Aroma durch Reifungsprozesse nochmals verbessert. Dieses Verfahren ist zeitaufwändiger als das Schnellessigverfahren, birgt die Gefahr der „Fehlgärung“ und eignet sich nicht für große Mengen.
Dieses ursprüngliche Verfahren wurde vermutlich zufällig entdeckt, da Wein, der offen steht, früher oder später von selbst zu Essig werden kann. Die Ursache wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt, als Louis Pasteur den Beweis dafür erbrachte, dass kleine Lebewesen, die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann, diesen Umwandlungsprozess vollziehen. In seiner 1868 veröffentlichten Arbeit Études sur le vinaigre schrieb er, die „Essigsäuregärung“ sei ein biologischer Prozess, der von bestimmten Bakterien, Acetobacter oder Gluconobacter genannt, durchgeführt wird. Diese „wilden“ überall vorhandenen Essigbakterien finden sich bei offener Lagerung meist selbst ein, auch die Essigfliege kann Überträger der Bakterien sein.
Schnellessig- und Spanbildnerverfahren (Generatorverfahren)

Von den Personen, die versuchten, die Essigherstellung zu verbessern – also vor allem zu beschleunigen – ist Sebastian Karl Schüzenbach zu nennen. Er führte das Schnellessigverfahren ein: Da Essigbakterien aerob arbeiten, hilft ihnen ein schwimmendes Trägermaterial, in der Regel Holzspäne, aber auch Kunststoffkügelchen, auf denen sich die Bakterien ansiedeln und festheften. Da die Essigmutter auf dem Trägermaterial „gefesselt“ wird, nennt man das Verfahren auch Fesselverfahren. Die Späne vergrößern die Oberfläche an der sich die Essigbakterien ansiedeln können, und die größere Menge an Bakterien beschleunigt die Umwandlung.
Bei dem Rundpump- oder Umwälzverfahren werden die Späne in einem zylindrischen Behälter (Essiggenerator oder Großraumbildner), dem sogenannten Spanbildner,[9] beständig mit der Ausgangsflüssigkeit (Maische) überrieselt. Von unten wird die von den Bakterien benötigte Frischluft eingeblasen. Dieses Verfahren eignet sich zur großtechnischen Herstellung, die Fermentation kann innerhalb weniger Tage bis Wochen abgeschlossen werden. Nachteil ist der hohe Aufwand, da Temperatur und Belüftung ständig reguliert werden müssen. Bei zu starkem Lufteintrag kann es zu Aromaauswaschungen kommen.
Ein neues Fesselverfahren ersetzt die Späne durch Keramikscherben. Das verbilligt die Produktion, da die Keramik praktisch unbegrenzt verwendbar ist.
Submersverfahren (Acetatorverfahren)
Submersverfahren, wie jenes von Otto Hromatka,[10] arbeiten ohne Trägermaterial, die Bakterien sind direkt in der Flüssigkeit suspendiert (sozusagen untergetaucht, daher der Name des Verfahrens). Die Produktion dauert je nach Technik im Venturi-Verfahren zwei bis drei Tage oder in Turbinenanlagen 24 Stunden. Turbinenanlagen bringen bei der industriellen Alkoholessiggewinnung die besten Ergebnisse, Venturiverfahren erhalten die Farbe und den Fruchtcharakter besser. Durch die kurze Produktionszeit ist eine hohe Wirtschaftlichkeit gegeben, weshalb die meisten Essigproduzenten weltweit auf das Turbinenverfahren umstellen. Die Luftzufuhr wird gesteuert, da es durch zu starken Lufteintrag bei frühen Systemen zu Aromaauswaschungen gekommen ist. Bei Submersverfahren führt die Reinheit der verwendeten Essigkulturen zu sehr reintönigen Essigen, die bei Fesselverfahren durch die Vermischung mit anderen Bakterien nicht erreicht werden können.
Soleraverfahren
Das Solera-System, auch Soleraverfahren genannt, ist eine klassische Vorgehensweise. Hierbei wird die Ausgangsessenz von Wein-Essig, welche beispielsweise nach dem Orléans-Verfahren hergestellt wurde, weiter veredelt, indem man in sogenannten Criaderas (übereinanderliegenden Fassreihen) jeweils den schon gealterten Jungessig mit einem bestimmten Prozentsatz von frischem Traubenmost der neuen Ernte ansetzt. Dieses Verfahren funktioniert in der Regel so, dass nur in der obersten Fassreihe die Menge frisch zugesetzt wird, welche vorher für die nächstuntere Reihe entnommen worden ist. Dieses System setzt sich kontinuierlich bis in die unterste Fassreihe fort, wobei nur in der obersten Reihe zur Impfung frische Flüssigkeit zugesetzt wird. In die Fässer darunter kommt jeweils die schon teilgealterte Essenz. In den Fässern der untersten Reihe befindet sich immer das fertige Produkt. Natürlich ist es im Zuge der Vergrößerung oder Erneuerung von solchen Fasslagern nicht immer möglich, das Verfahren nach dem klassischen System beizubehalten, weshalb man die Essenzen öfter umpumpt oder die Fassreihen der ersten Jahrgänge gegenüber denen der Folgejahrgänge platziert.
Sebastian Kneipp über Essig

- „Der Essig, bemerkte ich oben, war stets ein gutes Hausmittel und ist es auch jetzt noch für den Kenner. Der Essig übt einen großen Reiz. Ein Beweis dafür ist, daß, wenn es Jemand übel wird und man ihm das Gesicht oder die Lippen damit wäscht, er schnell wieder zu sich kommt. Auch auf die Haut übt er einen großen Reiz, wenn man den ganzen Körper oder einen Theil des Körpers wäscht mit einem Theil Essig und zwei oder drei Theilen Wasser. Der Essig übt dann einen wohlthuenden Reiz aus, befördert die Hautthätigkeit und vermehrt die Körperwärme.
- Der Essig wirkt auch zusammenziehend, und deßhalb wird er verwendet bei Geschwülsten, die durch Stoß, Schlag und Zerquetschung entstanden sind. Er hindert die Fäulniß, deßhalb wird oft Fleisch in Essig gebeizt. Damit neue und ältere Verwundungen nicht rasch in Fäulniß übergehen sollten, wurden sie häufig in früheren Zeiten mit Essig ausgewaschen. Die Heilung ging dann um so rascher vor sich. Das Waschen mit Essig löst ferner das Blut auf, welches sich durch Schlag, Quetschung etc. gesammelt hat. Zusammengestautes Blut wird also durch Essig aufgelöst und ausgeleitet. – Essig bewirkt sogar, daß die Gebeine weicher und mürber werden. Die größten Quetschungen wurden schon oft durch Ueberschläge von Essig geheilt. Wenn bei einem Beinbruch Geschwulst und Blutunterlaufung stattgefunden hat, leistet der Essig die besten Dienste. Die Geschwulst löst sich, und das angestaute Blut wird abgeleitet. Aus dem Gesagten erhellt hinreichend, daß sehr viele Gebrechen des menschlichen Körpers durch Essig gehoben werden können.“[11]
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Metaphysische Wirkung auf den Menschen
Heinz Grill charakterisiert die metaphysische Wirkung des Essig auf das Bewusstsein des Menschen mit folgenden imaginativen[12] Gedanken:
- „Ein guter biologischer Obst- oder Weinessig ist als Gewürz zu vielen Gerichten sehr gesund. Allgemein darf dem Essig eine prophylaktische Wirkung gegen die Krebskrankheit zugeschrieben werden.
- Betrachtet jemand eine Speise, die beispielsweise gut mit Essig gewürzt ist, so kann er sehen, wie diese eine ätherisierende Dynamik gewinnt, die das Bewusstsein des Menschen förmlich nach außen treibt. Der Essig lässt den Menschen nicht nach innen sinken, in seinen eigenen, scheinbar sicheren Boden, sondern fördert ihn dahin, sich mit seiner Aufmerksamkeit nach außen zu orientieren. Während ein schweres Gericht den behäbigen Kräften, die sich bis zur sogenannten ignoranten Selbstzufriedenheit steigern, dem sogenannten tamas, wie es nach der ayurvedischen Medizin bezeichnet wird, sehr leicht einen Dienst erweist, überwindet der Essig durch seine ätherisierende, nach außen treibende Kraft die eigene Körperwelt. […]
- Das ätherische Bild zeigt, wie sich durch die Essigkomponente eine förmliche Schubkraft zur Weite entwickelt, fast wie Flammen, die nach außen drängen und eine größere Umkreissphäre eröffnen. […]
- Der Essig zeigt eine verwandelnde Kraft, die sich in der Farbveränderung und auch im Neutralisieren des Schwefelgehaltes zeigt. So lässt sich die rohe Zwiebel in Verbindung mit Essig, Öl und Salz als Brotbelag oder in Kombination mit Getreidespeisen verwenden und gibt ein würziges Aroma. Der Essig selbst besitzt wertvolle Säuren wie Essigsäure und Zitronensäure (unterstützende Wirkung des Kalkstoffwechsels) und des Weiteren beinhaltet er Kalium, Magnesium und Zink. Essig wirkt außerdem geringfügig antiseptisch und kann gerade bei Rheumakranken einen wertvollen Dienst leisten, denn das Rheuma benötigt zur Heilung eine Lichtdynamik.“[13]
Verwendung

Latte alla portoghese und Panna cotta
Die Anwendungsbereiche von Essig sind sehr vielfältig. Unter anderem wird er eingesetzt als
- Würzmittel, überwiegend für Salate und in Essig eingelegtes Gemüse und Obst, Mixed Pickles,
- wichtige Zutat bei der Herstellung von Tafelsenf,
- Aperitif oder Digestif pur,
- mit Wasser oder Säften verdünntes Erfrischungsgetränk, die alten Römer nannten es Posca,
- Konservierungsmittel,
- Desinfektionsmittel,
- Naturheilmittel (Apfelessig)
- Kosmetikum, vinegar (INCI)[14] Vinaigre de Toilette, in der Parfümerie wurden Rosenessig, Orangenblütenessig und andere blumige Duftessige angesetzt, aufgrund seiner natürlichen desinfizierenden Eigenschaften wurden sie zur Pflege von Gesichts- und Kopfhaut verwendet.
- Reinigungsmittel, zur Entfernung von Urinstein und Kalkablagerungen
Einfache Essigsorten und handelsübliche Essigkonzentrate bis 30 % eignen sich neben der Zubereitung von Speisen gut zur Entkalkung von Kochtöpfen und elektrischen Schnellkochern. Durch Erwärmung bis zum Kochen wird die Wirkung beschleunigt. Werden konzentriertere Essige wie Essigessenz eingesetzt, ist erhöhte Vorsicht geboten.
Literatur
- Erika Hickel: Chemikalien im Arzneischatz deutscher Apotheken des 16. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der Metalle. Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation Braunschweig, Deutscher Apotheker Verlag (in Kommission), Stuttgart 1963 (= Veröffentlichungen aus dem pharmaziegeschichtlichen Seminar der Technischen Hochschule Braunschweig. Band 7), S. 77–84.
- Alfred Wagner: Die Herstellung von Essigsäure, Gärungsessig, Buttersäure, Zitronensäure und Milchsäure. 1. Band, Chemisch-technische Bibliothek 382. Band, A. Hartleben’s Verlag, Wien und Leipzig 1926.
- Anne Iburg: DuMonts kleines Lexikon Essig & Öl. Herkunft – Geschmack – Verwendung – Rezepte. DuMont Verlag, Köln 2002, ISBN 3-8320-8795-8.
- Julie Townsend: Jetzt ist Essig! Der kultige Universalhelfer für Haushalt und Küche. Premio, Münster 2007, ISBN 978-3-86706-046-2.
Weblinks

- Literatur über Essig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Das Essig-Projekt von Prof. Blumes
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 176.
- ↑ Verordnung über den Verkehr mit Essig und Essigessenz. In: gesetze-im-internet.de. Abgerufen am 30. April 2025.
- ↑ Ratgeber. Essigsorten. In: leniundhans.de. Abgerufen am 30. April 2025.
- ↑ Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 150.
- ↑ Anne Iburg: DuMonts kleines Lexikon Essig & Öl – Herkunft – Geschmack – Verwendung – Rezepte. DuMont Verlag, Köln, ISBN 3-8320-8795-8.
- ↑ Essigsorten. In: kocha.de. Abgerufen am 30. April 2025.
- ↑ Elisabeth Lambert Ortiz: Essig. In: Kräuter, Gewürze & Essenzen: Das Handbuch für die Küche. Dorling Kindersley Verlag, 2011, ISBN 978-3-8310-9099-0, S. 230–231.
- ↑ Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 133.
- ↑ Wie entsteht Essig? In: vomfass-wien.at. Archivlink, abgerufen am 30. April 2025.
- ↑ San Chiang Tan: Vinegar Fermentation. Master’s Thesis. Louisiana State University 2005. Archivlink, abgerufen am 30. April 2025 (PDF englisch).
- ↑ Sebastian Kneipp: So sollt ihr leben!. 27. Auflage. Verlag der Jos. Kösel'schen Buchhandlung, 1906. (Online in projekt-gutenberg.org, siehe 4. Der Essig)
- ↑ „Das Wort Imagination bedeutet nicht Einbildung und hat auch nicht sehr viel mit Phantasie zu tun. Rudolf Steiner prägte den Begriff für eine Form des Denkens, das bildhaft ist und in lebendigem seelischen Zusammenhang steht. Dieses bildhafte Denken ist nicht nur typischerweise intellektuell, sondern beziehungsfreudig und schließt seelische und geistige Wahrheiten in die Betrachtung mit ein. Imaginationen stellen deshalb seelisch reale, inhaltliche Darstellungen zur Verfügung.“
Heinz Grill: Übungen für die Seele. 3., erweiterte Auflage. Synergia Verlag, 2022, ISBN 978-3-906873-33-6, S. 182. - ↑ Heinz Grill: Ernährung und die gebende Kraft des Menschen. Die geistige Bedeutung der Nahrung. 9. Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, Sigmaringen 2015, ISBN 978-3-9815855-2-0, S. 153.
- ↑ Eintrag zu vinegar. In: CosIng-Datenbank der EU-Kommission. Abgerufen am 16. September 2021.
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