Gemeine Akelei: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Aquilegia vulgaris 100503b.jpg|mini|Gemeine Akelei (''Aquilegia vulgaris'')
Die '''Gemeine Akelei''' oder '''Gewöhnliche Akelei''' (''Aquilegia vulgaris''), auch '''Wald-Akelei''' genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der [[w:Akeleien|Akeleien]] (''Aquilegia'') innerhalb der Familie der [[w:Hahnenfußgewächse|Hahnenfußgewächse]] (''Ranunculaceae''). ''Aquilegia vulgaris'' ist eine [[w:Sammelart|Sammelart]] mit etlichen Varietäten. Zu ihr werden zahlreiche weitere Aquilegien aus der Flora Europas gestellt.<ref name="Hegi1974">Gustav Hegi, 1974: ''Illustrierte Flora von Mittel-Europa. Mit besonderer Berücksichtigung von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz''. 1908–1931, 13 Bände, J. F. Lehmanns Verlag, München. Neuauflage ab 1935, später bei Hanser Verlag, München und Verlag Paul Parey, Berlin 1975 (Nachdruck) ISBN 3-489-72021-0 (Sellier); ISBN 3-489-72020-2 (Lüderitz & Bauer), S. 132, 134–136</ref><ref name="Pignatti1982">Sandro Pignatti, 1982: ''Flora d'Italia''. Edagricole, Bologna. S. 331–333</ref> Die Gemeine Akelei wurde im Mittelalter und der frühen Neuzeit in vielfältiger Form in der Medizin verwendet. Aufgrund der ihr zugeschriebenen Symbolik ist sie außerdem auf zahlreichen mittelalterlichen Tafelgemälden zu finden.
== Namensherkunft ==
Die Herkunft des Wortes „Akelei“ ist unsicher. In althochdeutschen [[w:Glosse (Erläuterung)|Glossen]] aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts kommt ''agaleia, akileia'' vor, womit verschiedene, nicht immer klar zu interpretierende Gewächse bezeichnet werden, die mit Dornen versehen sind oder gespornte Blüten haben. Bei den im spätmittelalterlichen Deutsch auftretenden Wörtern ''ageleia, acoleia'' ([[Hildegard von Bingen]], wonach ''aquileia'' bei [[Albertus Magnus]]) ist nicht sicher, welche Pflanze überhaupt gemeint ist. Das Wort „Akelei“ bezeichnet im Deutschen noch lange verschiedene Gewächse, und erst mit dem Beginn der illustrierten [[Kräuterbuch|Kräuterbücher]], die ab dem 16.&nbsp;Jahrhundert erscheinen, werden Name und Bedeutung im heutigen Sinne fest. Das Wort dürfte ein [[Romanische Sprachen|romanisches]] [[Lehnwort]] sein, doch wirft die Lautung im Detail verschiedene Fragen auf. Eine Rückführung auf lateinisch ''aquila'' ‚Adler‘ im Sinne von ‚Pflanze mit adlerförmiger Blüte‘ plus indogermanisches [[Suffix]] ''-eio/-eiā,'' die schon vorgeschlagen wurde, scheitert an den [[Phonologie|phonologischen]] Verhältnissen. Womöglich liegt dem Wort ein lateinisches ''aculeus'' ‚Stachel, Dorn‘ zugrunde.<ref>''Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.'' Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin/Boston 2011, S.&nbsp;24.</ref><ref>''Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen.'' Von Albert L. Lloyd und Otto Springer. Band I: ''-a – bezzisto.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen/Zürich 1988, Spalte 76&nbsp;f.</ref>
In anderen Sprachen wird auf die Ähnlichkeit des [[Honigblatt]]s zu einer Taube angespielt. So wird im englischsprachigen Raum die Akelei als „Columbine Flower“ bezeichnet. Manche deutsche Volksnamen spielen auf die Ähnlichkeit der fünf Blütenblätter zu fünf im Kreis sitzenden Vögeln an: So wird die Blume je nach Region auch ''Taubenblume, Tauberln'' oder ''Fünf Vögerl zusamm'' genannt. Weitere Synonyme sind ''Elfenhandschuh, Frauen(hand)schuh, Kapuzinerhüetli, Pfaffenkäpple'' und viele andere, siehe [[Heinrich Marzell]]s ''Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen''. Auf die ihr zugeschriebene [[Aphrodisiakum|liebesfördernde]] Wirkung spielt der Name ''Venuswagen'' an.
== Beschreibung ==
[[Datei:Akelei Blattaustrieb.jpg|mini|Blattaustrieb der Gemeinen Akelei im Frühjahr]]
[[Datei:Aquilegia vulgaris2 ies.jpg|mini|Blattform]]
[[Datei:AquilegiaVulgaris-closeup-hr.jpg|mini|Blüte]]
=== Vegetative Merkmale ===
Die Gemeine Akelei ist eine kurzlebige, mehrjährige, [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen zwischen 30 und 60 Zentimetern erreicht, etwa 45&nbsp;cm breit wird und über ein kräftiges [[w:Rhizom (Botanik)|Rhizom]] verfügt. In der Mitte der lockeren Blattrosette wachsen lange, reichverzweigte [[Stängel]], an deren Blütenzweigen die gespornten glockenförmigen Blüten sitzen.
Die Laubblätter der Gemeinen Akelei sind doppelt dreizählig, mit rundlichen gelappten an den Lappen gekerbten gestielten Blättchen; oberseits bläulich-grün, unterseits gräulich-grün und behaart.<ref>Paul Ascherson & Paul Graebner, 1929. ''Synopsis der mitteleuropäischen Flora'', Bd. 5/2, Ranales (Ranunculaceae, Fortsetzung). Borntraeger, Leipzig. S. 636.</ref>
Die grundständigen Blätter sind lang gestielt, die obersten Blättchen am Stängel ungestielt, länglich oval und ganzrandig. Bald nach der Blütezeit zieht sich die Pflanze mit welkenden Blättern und Stängeln auf das Rhizom zurück.
=== Generative Merkmale ===
Die nickenden Blüten erscheinen in der Zeit von Mai bis Juni und haben einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern. Sie haben fünf kronblattartige [[Perigon]]blätter, die jeweils 1,5 bis 2,5&nbsp;cm lang und 1,0 bis 1,5&nbsp;cm breit sind. Die fünf [[Nektarblatt|Nektarblätter]] neigen sich glockenartig und tragen am Grunde [[Nektarien|Nektardrüsen]]. Die Blüten sind überwiegend blau gefärbt; gelegentlich treten jedoch auch bei der Wildform weiße, rotviolette oder blaue Blüten mit weißem Rand auf. Die blaue Farbe geht auf das [[Anthocyane|Anthocyanidin]] [[Delphinidin]] zurück.
Aus jedem einzelnen, freien [[Fruchtblatt]] bilden sich die für [[Hahnenfußgewächse]] typischen [[Balgfrucht|Balgfrüchte]]. Während die Blüten nach unten gerichtet waren, stehen die Balgfrüchte aufrecht; sie enthalten die bis zu 2,5&nbsp;mm langen, schwarz glänzenden Samen.
Die als Gartenpflanze kultivierten Sorten der Gemeinen Akelei gibt es neben dem dunklen Blau der Wildform auch mit weißen, rosa, roten und purpurnen Blüten. Strahlend weiße Blüten hat beispielsweise die Sorte 'Nivea'. Daneben gibt es auch Zuchtformen der Gemeinen Akelei, die zweifarbig sind, und solche mit gefüllten Blüten. Zu den von der [[Royal Horticultural Society]] empfohlenen Akelei-Sorten gehört beispielsweise die Zuchtform 'Nora Barlow', die pomponförmige gefüllte und altrosa und weiß gefärbte Blüten hat.
Bei ''Aquilegia vulgaris'' liegt [[Diploidie]] vor mit einer [[Chromosomenzahl]] von 2n = 14.<ref name="AtlasFloraeEuropaeae1989"> Jaakko Jalas, Juha Suominen: ''Atlas florae europaeae.'' Band 8: ''Nymphaeaceae to Ranunculaceae.'' Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 226–229.</ref>
== Fortpflanzung ==
=== Bestäubung ===
[[Datei:Akelei2.jpg|mini|Blüte]]
[[Datei:Hummel mit Akelei - Aquilegia vulgaris.JPG|mini|''Aquilegia vulgaris'' mit Bestäuber]]
[[Datei:Biene mit weißer Akelei.JPG|mini|''Aquilegia vulgaris'' mit Bestäuber]]
Bestäubt werden die Akeleien nur von Insekten mit ausreichend langem Rüssel, etwa Hummelarten. Ein solcher Rüssel ist notwendig, um den am Grund der Sporne der [[Honigblatt|Honigblätter]] ausgeschiedenen [[Nektar (Botanik)|Nektar]] zu erreichen. Angelockt werden die Hummeln durch die Farbe der Blütenblätter sowie durch den Duft. Die Insekten halten sich mit den Vorderbeinen am Rand der Kronblätter fest und dringen mit ihrem Kopf in den lang ausgezogenen Sporn ein.
Die Akelei gehört zu den Pflanzen, bei denen Staub- und Fruchtblätter zu unterschiedlichen Zeitpunkten reifen. Über diesen Mechanismus stellen die Pflanzen sicher, dass die Narben der Blüte durch den Pollen einer anderen Pflanze bestäubt werden. Als sogenannte vormännliche Pflanze ([[Proterandrie]]) reifen bei der Akelei zuerst die [[Staubblatt|Staubblätter]]. Daher wird, solange die Blüte sich noch in ihrem vormännlichen Stadium befindet, der Hinterleib der Hummeln mit Pollen eingestäubt. Sind die Blüten bereits älter und damit weiblich, nehmen die dann reifen Narben den Pollen auf, den die Hummeln von anderen Akeleipflanzen mitbringen.
Kurzrüsselige Hummeln beißen gelegentlich den Sporn der Akelei von außen an und holen sich den [[Nektar (Botanik)|Nektar]], ohne dabei die Blüte zu bestäuben. Ist das Loch vorhanden, finden sich auch bald [[Bienen]] ein, die gleichfalls als „Nektardiebe“ den Nektar aufnehmen, ohne eine Bestäubung vorzunehmen (vgl. Foto).
=== Ausbreitung des Samens ===
[[Datei:Aquilegia vulgaris 004.JPG|mini|Balgfrüchte und Samen]]
[[Datei:Aquilegia vulgaris MHNT.BOT.2009.13.42.jpg|mini|Balgfrüchte und Samen]]
Die Gemeine Akelei nutzt mehrere [[Ausbreitungsmechanismen von Pflanzen|Mechanismen]] zur Ausbreitung ihrer [[Diasporen]]. Sie zählt sowohl zu den sogenannten Austrocknungsstreuern, als auch zu den [[Windstreuer|Wind]]- und [[Tierstreuer]]n.
Nach der [[Befruchtung]] bilden sich die nach oben gerichteten Balgfrüchte aus, die auf den verlängerten elastischen Fruchtstielen sitzen. Während des im Juli beginnenden Reifungsprozesses dieser Balgfrüchte trocknen die Fruchtwände aus, und durch diesen Trocknungsprozess öffnen sich die Balgfrüchte ruckartig entlang ihrer längsverlaufenden Bauchnaht. Dabei werden die jeweils oberen Samen fortgeschleudert. Dieser Mechanismus wird als [[Austrocknungsstreuung]] bezeichnet. Typischer ist jedoch, dass die Samen der Gemeinen Akelei durch Wind oder Tiere verstreut werden. Der Wind löst die Samen aus den geöffneten Früchten und trägt sie mit sich fort. Bei Tieren verhaken sich die Balgfrüchte mit ihren behaarten Oberflächen für einen kurzen Moment im Fell der Tiere, um bei der Ablösung vom Tierfell ruckartig wieder nach oben zu schnellen. Dieser Rückstoß bewirkt, dass die Samen aus der Balgfrucht herausgeschleudert werden (sogenannte [[Semachorie]]).
== Verbreitung und Unterarten ==
Die Gemeine Akelei ist in ganz West-, Mittel- und Südeuropa verbreitet, in England ursprünglich wohl nur in den Kalkgebieten Südenglands, in Skandinavien bis etwa 66° n. Br., in Dänemark wahrscheinlich nur auf [[Bornholm]] ursprünglich, sonst verwildert, auch für Skandinavien ist nur von einer Verwilderung auszugehen, im östlichen baltischen Gebiet aber spontan, in Russland meist verwildert, sowie weiterhin die Hochgebirge der Maghreb-Länder Nordafrikas. Im gemäßigten Asien und China wird die gemeine Akelei von verwandten Arten abgelöst.<ref>Gustav Hegi, B. Dunziger: ''Illustrierte Flora von Mittel-Europa'', 3, 1, Lehmanns Verlag, München.</ref>
Dabei liegt aber der Schwerpunkt ihrer natürlichen Vorkommen zumindest in der [[Holarktis#Florenreich|Atlantischen bis Zentraleuropäischen Florenregion]] fast ganz in den südlichen Unterprovinzen.<ref>Hermann Meusel, Eckehart Jäger, Ernst Weinert, 1965: ''Vergleichende Chorologie der zentraleuropäischen Flora.'' Gustav Fischer, Jena. S. 147</ref> Ihre europäische [[Arealdiagnose]] wird mit (meridional) – submeridional – temperat – gemäßigt ozeanisch in der kühl- bis warmgemäßigten Zone der westlichen Holarktis angegeben.<ref>Hermann Meusel, Eckehart Jäger, Ernst Weinert, 1965: ''Vergleichende Chorologie der zentraleuropäischen Flora.'' Gustav Fischer, Jena, S. 309.</ref>
In den Allgäuer Alpen steigt die Gemeine Akelei  Tiroler Teil am Südfuß der [[Gehrenspitze (Tannheimer Berge)|Gehrenspitze]] bis zu einer Höhenlage von 1500 Metern auf.<ref name="Dörr-Lippert"> Erhard Dörr, Wolfgang Lippert]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 1, IHW-Verlag, Eching bei München, 2001, ISBN 3-930167-50-6. Seite 555.</ref>
''Aquilegia vulgaris'' hat nach Angaben im [[Atlas Florae Europaeae]] vier Unterarten:<ref>[http://rbg-web2.rbge.org.uk/cgi-bin/nph-readbtree.pl/feout?FAMILY_XREF=&GENUS_XREF=Aquilegia&SPECIES_XREF=vulgaris&TAXON_NAME_XREF=&RANK= Flora Europaea Database, Royal Botanic Garden Edinburgh]</ref>
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''vulgaris''
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''dichroa'' {{Person|(Freyn) T.E.Díaz}}
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''nevadensis'' {{Person|(Boiss. & Reut.) T.E.Díaz}}
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''paui'' {{Person|(Font Quer) O.Bolòs & Vigo}}
Dazu kommen im Mittelmeergebiet noch<ref>[[Werner Greuter]], H. M. Burdet, G. Long: ''MED-Checklist.'' Band 4, Seite 397, Conservatoire et Jardin botaniques, Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5</ref>:
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''ballii'' {{Person|(Litard. & Maire) Dobignard}}, kommt nur in Marokko vor
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''cossoniana'' {{Person|(Maire & Sennen) Dobignard}}, kommt nur in Algerien und in Marokko vor
* ''Aquilegia vulgaris'' subsp. ''hispanica'' {{Person|(Willk.) Heywood}}, kommt nur in Spanien und Portugal vor.
Daneben sind bei der polymorphen Art zahlreiche Varietäten beschrieben worden. Zu den nah verwandten Arten des europäischen ''vulgaris''-Komplexes gehören insbesondere noch die Dunkle Akelei (''[[Aquilegia nigricans]]'') mit dunkel blauvioletten Blüten aus Ost und Südosteuropa, sowie die Schwarze oder Schwarzviolette Akelei (''[[Aquilegia atrata]]'').<ref name="AtFl">''Atlas florae Europaeae - Distribution of Vascular Plants in Europe.'' Band 8: ''Nymphaeaceae to Ranunculaceae.'' Jaakko Jalas & Juha Suominen (Hrsg.), Helsinki 1989, S. 226.</ref> Als sicheres Unterscheidungsmerkmal dient dabei jeweils die Länge der Staubblätter, die sowohl bei der Schwarzvioletten als auch der Dunklen Akelei die Lamina der Petalen deutlich überragt (6–8 mm). Bei der Gemeinen Akelei sind die Staubblätter kaum sichtbar und ragen daher auch maximal nur 2 mm aus der Blüte. Auch ist die Blütenfarbe ein sicheres Kennzeichen, die Petalen der Dunklen und der Schwarzvioletten Akelei sind mauvefarben bis deutlich braunviolett, die der Gemeinen Akelei in der Regel einfach blau. Auch die Form der Blätter kann ein sicheres Kennzeichen sein, wenn keine Blüten vorhanden sind. Nur die Gemeine Akelei hat gerundete, bis fast herzförmige Blätter, die Blätter der Dunklen und der Schwarzvioletten Akelei sind dagegen deutlich tiefer gespalten und am Blattende leicht zugespitzt.<ref>[[Günther Beck von Mannagetta]], Flora von Niederösterreich, Flora von Niederösterreich (1890–1893), pp. 400. Lokale PDF-Datei [http://bibdigital.rjb.csic.es/Imagenes/F%28436%29BEC_Fl_Nieder_1/BEC_Fl_Nieder_1_489.pdf] (PDF; 448&nbsp;kB)</ref> Die Schwarzviolette Akelei hat braunviolette/braunpurpurne, selten weiße Blüten und ist in den Kalk-Alpen, dem [[Alpenvorland]] und der [[Schwäbische Alb|Schwäbischen Alb]] zu finden. Unter den zu den Unterarten der Gewöhnlichen Akelei zu stellenden endemischen Akeleien Europas werden noch ''Aquilegia barbaricina'' {{Person|Arrigoni & Nardi}} aus [[Sardinien]] und möglicherweise auch ''Aquilegia pancicii'' {{Person|Degen}} aus Ostserbien erwähnt.<ref name="AtFl" />
== Krankheiten ==
Die Gemeine Akelei wird von den [[Rostpilz]]en ''[[Puccinia actaeae-agropyri]]'', ''[[Puccinia recondita]]'', ''[[Puccinia actaeae-elymi]]'', ''[[Puccinia agrostidis]]'' und ''[[Puccinia scarlensis]]'' mit [[Spermogonium|Spermogonien]] und [[Aecidie]]n befallen.<ref>Peter Zwetko: ''[{{ZOBODAT/URL|pdf/BioEco_16_0001-0067.pdf}} Die Rostpilze Österreichs.] Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2.&nbsp;Auflage des Catalogus Florae Austriae, III.&nbsp;Teil, Heft&nbsp;1, Uredinales.'' (PDF; 1,8&nbsp;MB).</ref> Der [[Echter Mehltau|Echte Mehltau]] ''[[Erisyphe aquilegia]]'' befällt die Blätter.<ref>Cybertruffle's Robigalia [http://www.cybertruffle.org.uk/cgi-bin/robi.pl?location=UN&assorg=13644&assoge=&glo=eng&link=&organism=16862 ''Erysiphe aquilegiae'', abgerufen am 11. März 2015]  </ref>
== Standort ==
Die Gemeine Akelei kommt zerstreut in kraut- und grasreichen, meist lichten [[Eichen]]- und [[Buchen]]-Mischwäldern (Fagetalia- oder Quercetalia pubescenis-Gesellschaften; schwache Querco-Fagetea-Klassencharakterart) vor, ferner im Randbereich von [[Hecke]]n, auf [[Trockenrasen|Trocken-]] und Halbtrockenrasen sowie im Saumbereich von Wiesen, so im Geranion sanguinei und selten in [[Trockenrasen|Mesobromion]]-, Glatthaferwiesen (Arrhenatheretalia-) oder in Thlaspietalia-Gesellschaften. Die Standorte befinden sich auf sommerwarmen, mäßig trockenen bis frischen, nährstoff- und basenreichen, gern kalkhaltigen, mild-mäßig-sauer-humosen, lockeren, steinigen, sandigen oder reinen Lehmböden; es handelt sich um eine [[Mull (Humusform)|Mullbodenpflanze]].<ref>[[Gustav Hegi]] (Hg.): ''Illustrierte Flora von Mitteleuropa.'' Band 3.1., 1958, S. 134–135.</ref> Je sonniger der Standort ist, desto frischer sollte der Boden sein.
Die ökologischen [[Zeigerwerte]] nach [[Elias Landolt (Botaniker)|Landolt]] [[et al.]] 2010 sind in der [[Schweiz]]: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).<ref name="InfoFlora" />
Häufige Begleitpflanzen der Gemeinen Akelei sind die [[Stinkende Nieswurz]] und das [[Leberblümchen]].
== Bestand und Bedrohung ==
In einigen deutschen Bundesländern gilt die Gemeine Akelei als in ihrem Bestand gefährdet, in [[Brandenburg]] gilt sie sogar als ausgestorben.<ref>siehe [https://web.archive.org/web/20140414101115/http://www.mugv.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.2338.de/pflanzen.pdf ''Rote Liste der etablierten Gefäßpflanzen Brandenburgs.''] In: ''mugv.brandenburg.de.'' Archivlink, abgerufen am 23. April 2025.</ref> Das Pflücken, Ausgraben oder Besitzen wildwachsender Akeleien ist generell untersagt, ebenso wie ihre Standorte oder Bestände nicht betreten werden sollen. Alle Akeleien sind „besonders geschützt“ nach dem [[Bundesnaturschutzgesetz]] ([[Bundesartenschutzverordnung]]). Sie wurde 1985 in Deutschland als eine der ersten Pflanzen zur [[Blume des Jahres]] gekürt. Einige Arten der Gattung ''Aquilegia'' sind auch FFH-Arten (''Aquilegia bertolonii'': FFH II, ''Aquilegia kitaibelii'' FFH II, ''Aquilegia pyrenaica'' subsp. ''cazorlensiss'' (prioritär) FFH II, ''Aquilegia alpina'' FFH IV (streng)).
In einigen Landschaften haben sich die Pflanzen in neuer Zeit wieder ausgebreitet, was zum Teil auf die Verschleppung von Samen zurückgeführt wird. Zu Lebensraumverlusten kommt es, wenn weit auseinander stehende Laubholzbestände in Nadelholzreinkulturen umgewandelt oder wenn [[Magerwiese]]n aufgeforstet werden.
Die Gewöhnliche Akelei verträgt eine einmalige Mahd sehr gut. Wird dagegen an ihren Standorten häufiger gemäht oder intensiver geweidet, wächst sie nicht mehr nach.
== Verwendung als Gartenpflanze ==
[[Datei:Aquilegia vulgaris var. alba 01.jpg|miniatur|''Aquilegia vulgaris'' cv. 'Alba' Zuchtform in einem botanischen Garten]]
[[Datei:Camerarius - Handsch 1586.jpg|mini|Camerarius – Handsch 1586. Sorten mit gefüllten Blüten]]
Die Akelei ist wahrscheinlich seit dem späten Mittelalter eine Zierpflanze europäischer Gärten. Da [[w:Herbarium|Herbarien]] erst ab dem 17. Jahrhundert angelegt wurden und erste botanische Bücher erst im 16. Jahrhundert geschrieben wurden, lässt sich ein genaueres Datum nicht bestimmen. Einen der ältesten Hinweise auf eine Verwendung der Akelei als Zierpflanze liefert dagegen die mittelalterliche Kunst. Auf dem um 1410 entstandenen „Paradiesgärtlein“ eines unbekannten oberrheinischen Meisters, das sich heute im Frankfurter Museum [w:[Städelsches Kunstinstitut|Städel]] befindet, ist neben zahlreichen anderen Zierpflanzen auch eine Akelei zu erkennen. Auch [[w:Hieronymus Bock|Hieronymus Bock]] berichtet 1539 in seinem „New Kreuterbuch“ von einer „Agleyblume“, die häufig angebaut wird:
{{Zitat|Das Agley kraut wachßt gemeinglich in vnsern landen in den gärten. Man findts aber auch in den welden die in der höhe ligen … Vnd[er] disem gewächß fint man die dragen gantz weiß schellen / etlichs schön braun / dz dritt vnd aller gemeynst dragen himmel blo schellen.|Autor=[[Hieronymus Bock]].|Quelle=''New Kreuterbuch.'' Straßburg 1539, Teil I, Kap. 42<ref>Hieronymus Bock ''New Kreuterbuch.'' Straßburg 1539, Teil I, Kap. 42. ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11069345_00090.html Digitalisat])</ref>}}
Gefüllte Sorten werden erstmals 1586 beschrieben<ref>Joachim Camerarius und Georg Handsch: ''Kreutterbuch Desz Hochgelehrten vnnd weitberühmten Herrn D. Petri Andreae Matthioli.'' Frankfurt am Main 1586, S. 207r
([http://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00091089/images/index.html?id=00091089&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydxdsydwxdsydeaya&no=19&seite=433 Digitalisat])</ref>, und im [[w:Hortus Eystettensis (Werk)|Hortus Eystettensis]] wurden 1613 zwölf kultivierte Formen der Gemeinen Akelei genannt.
Die pflegeleichte Gemeine Akelei, die allerdings schon um 1900 als altmodische Blume galt, ist heute noch häufig in Gärten zu finden. Sie gedeiht besonders gut an lichten bis halbschattigen Stellen in Gärten, die einen humosen Boden aufweisen, und wird häufig mit Farnen und [[Buschwindröschen]] kombiniert.
Genauso häufig wie die Gemeine Akelei findet man jedoch in europäischen Gärten langspornige Akeleisorten. Diese sind nicht auf die Gemeine Akelei zurückzuführen. Es handelt sich meistens um Hybriden nordamerikanischer Akeleiarten, die nach 1800 zunehmend in Europa eingeführt wurden.
== Geschichte ==
[[Datei:Aquilegia vulgaris - Auslasser - Gart der Gesundheit.jpg|mini|330px|«Egilops» vel «egilopa» «ackeley» – ''Aquilegia vulgaris''. Links: [[Vitus Auslasser]] 1479. Rechts: [[Gart der Gesundheit]] 1485. Weitere historische Abbildungen:<ref>Usir. ''[[Hortus sanitatis]]'' 1491 ([[:Datei:Hortus Egilops.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Links: Usir. In: ''Hortus sanitatis'', Ausgabe Straßburg 1497. Rechts: Verwendung desselben Druckstocks zum Kapitel Agley im [[Kleines Destillierbuch|Kleinen Destillierbuch]], Straßburg 1500 ([[:Datei:Aquilegia 1497 und 1500.jpg|Bildlink]])</ref><ref> Ackeley. [[Leonhart Fuchs]]. ''Kreüterbuch'' 1543 ([[:Datei:Fuchs Ackeley1.jpg|Bildlink]]) </ref><ref>[[Hieronymus Bock]]. 1546 ([[:Datei:Bock Agley.jpg|Bildlink]])</ref><ref> Agley. [[Georg Handsch]]. ''Kreüterbuch'' 1563 ([[:Datei:Handsch 1563.jpg|Bildlink]])</ref>]]
=== Hildegard von Bingen ===
In den [[Hildegard von Bingen]] zugeschriebenen Physica-Manuskripten des 14. bis 15. Jh. wurde eine Arzneipflanze mit dem Namen „Akelei“ (''agleya'') erstmals erwähnt. Aus der Sicht der [[Humoralpathologie|Säftelehre]] wurde sie als „kalt“ eingestuft. Als Heilmittel mit Kälte-Qualität sollte sie gegen Erkrankungen mit Hitze-Charakter wirken:
{{Zitat|Agleya ist kalt. Ein Mensch, in dem freischlich, was selega genannt wird, zu wachsen beginnt, esse roh agleyam und freischlich wird verschwinden. Und in wem orfimae zu wachsen beginnen, esse oft rohe agleyam und orfimae vergehen. Und wer viel flecma auswirft, beize agleyam mit Honig und esse das oft. Das flecma wird abnehmen und jenes wird ihn reinigen. Wer aber fiber hat, zerstoße «agleyam», seihe ihren Saft durch ein Tuch, füge dem Saft Wein hinzu und trinke das oft. Er wird es besser haben.|Autor=Hildegard von Bingen, ''Physica''|Quelle=Pariser Manuskript, 1. Hälfte 15. Jh., Buch I / Kapitel 132. In der Übersetzung von Herbert Reier, Kiel 1980.<ref>Nach der Pariser Handschrift Codex 6952 f Edition Daremberg/Reuß 1855, Sp. 1184. ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10801026_00596.html Digitalisat])</ref>}}
„Freischlich“, „freisam“ oder „vreise“ waren im Spätmittelalter Bezeichnungen für Krankheiten, deren Charakter heftig, schreckenerregend und hitzig ist. Das [[w:Wildes Stiefmütterchen#Geschichte|wilde Stiefmütterchen]] wurde „freisam krut“ genannt. Durch den Zusatz „was selega genannt wird“ bekam der Ausdruck „freischlich“ im Agleya-Kapitel der ''Physica'' Hildegards auch eine Zuweisung zum Begriff Anfall (Schlaganfall, Epilepsie).<ref>Matthias Lexer: ''Mittelhochdeutsches Hand-Wörterbuch.'' Leipzig 1876, Band II, Spalte 582: saelec saelic … diu sâlige suht: apoplexie. </ref> Im Florentiner Physica-Manuskript aus dem frühen 14. Jh. wurde der Ausdruck «orfimae» durch den Ausdruck «scrofulae» (Hautgeschwülste) ersetzt. In einer Drogenkompilation des 14./15. Jahrhunderts („Alemannisches Kräuterbuch“<ref>([http://www.handschriftencensus.de/werke/1017 ''Handschriftencensus. Alemannisches Kräuterbuch.''] (Digitalisat)</ref>) wurde nur der Schlusssatz des Akelei-Kapitels aus Hildegards ''Physica'' zitiert: „Ancusa aglaÿ ist gůt. Wer das pieuer<ref>Fieber</ref> hat der ſtoss das crut vnd trinck das ſafft dick mit guttem win ſo geniſt er.“<ref>Johannes Stoll (Schreiber), Solothurn, Cod. S 386, Bl. 52v. ([https://www.e-codices.unifr.ch/de/zbs/S-0386/52v/0/Sequence-1119 Digitalisat]); ähnlich in: Freiburg, Universitätsbibliothek Hs. 188, Blatt 22v-23r: „Item agley genant ist güt wer das pieuer hat der stos das krut vnd trincke das fast stark mit güttem win so genist er.“ ([http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hs188/0046?sid=446ae95a9edba6b039731905b3fa75b5 Digitalisat])</ref>
=== Destillate ===
Elsässer Handschriften des 15. Jh. beschrieben die Wirkungen eines aus Akelei hergestellten [[Destillat]]s:
{{Zitat|Ageley wasser iſt gut fur geſwer. Vnd fur gilwe vnd fur alle gelle. Vnd ageleien ſome iſt gut geſſen fur die omehtikeit an dem hertzen. Vnd vertribet giftige ding von dem hertzen. Vnd ſtercket vnd kreftiget daz hertze vnd den magen.|Autor=Anonym|Quelle=Frankfurt, Ms. Germ. Qu. 17, Elsaß, 1. Viertel 15. Jh.<ref> Frankfurt, Ms. Germ. Qu. 17, Elsaß, 1. Viertel 15. Jh., Bl. 340va. ([http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/msma/content/pageview/3655638 Digitalisat])</ref><ref>Ähnlich in: Heidelberg, Cpg 226, Elsaß 1459–1469, Bl. 104r: „Agleyen wasser ist gut vor vergifft gedruncken. Vor die gilbe vnd vor vber gelle in dem magen mund. Der same ist gut zu essen vor gichttickeiten dem herczen vnd krefftiget das hercz.“ ([https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg226/0223/image Digitalisat])</ref> }}
[[Hieronymus Brunschwig]] übernahm diese Angaben aus Elsässer Handschriften in sein ''[[Kleines Destillierbuch]]'' vom Jahre 1500 und ergänzte sie durch die Empfehlung: „Agleien waſſer … iſt gůt do ein menſch nit mag zů ſtůl gon den fürdert es zů dem ſtůlgang.“<ref>Hieronymus Brunschwig. ''Kleines Destillierbuch''. Straßburg 1500, Blatt 18v–19r. ([https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00031146&pimage=77&v=2p&nav=&l=de Digitalisat])</ref>
=== Frühe Botanikgeschichte – Väter der Botanik – Neuzeit ===
[[Vitus Auslasser]] skizzierte 1479 in seinem Kräuterbuchmanuskript die Akelei so deutlich, dass die [[Art (Biologie)|Art sicher zu bestimmen]] war.<ref> Vitus Auslasser. ''Kräuterbuchmanuskript'' 1479 (Clm 5905, Blatt 117r). ([https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00092488&pimage=00237&v=100&nav= Digitalisat])</ref> [[Erhard Reuwich]] fertigte für den 1485 in Mainz erschienenen Druck des ''[[Gart der Gesundheit]]'' einen detailgetreuen Holzschnitt der Pflanze an.<ref>''Gart der Gesundheit''. Mainz 1485, Kapitel 162: Egilops vel egilopa ackeley. ([http://daten.digitale-sammlungen.de/0003/bsb00032739/images/index.html?id=00032739&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsyztsqrs&no=14&seite=286 Digitalisat])</ref>
[[Hieronymus Bock]] verfasste 1539 für sein ''New Kreütterbuch'' die [[Habitus (Biologie)|erste ausführliche Beschreibung des Habitus]] der Akeleipflanze.<ref>Hieronymus Bock. ''New Kreuterbuch.'' Straßburg 1539, Teil I, Kap. 42. ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11069345_00090.html Digitalisat])</ref>
Am Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert bemühten sich die [[w:Väter der Botanik|Botanikerärzte]], die Akelei in den Schriften der Antike nachzuweisen. Der Mönch Vitus Auslasser (1479), der Autor des ''Gart der Gesundheit'' (1485) und der Autor des ''[[Hortus sanitatis]]'' (1491)<ref>''Hortus sanitatis.'' Mainz 1491, Cap. 508: ''Usir Egilops.'' ([http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00027846/images/index.html?id=00027846&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsyztsqrs&no=18&seite=483 Digitalisat])</ref> gaben der Pflanze mit Bezug auf den griechisch-römischen Arzt [[Pedanios Dioskurides]] (1. Jahrhundert) den Namen ''egilops''.<ref>Pedanios Dioskurides. ''De Medicinali Materia libri quinque.'' (1. Jahrhundert), Buch IV, Kapitel 137. In der Übersetzung von Julius Berendes. Enke, Stuttgart 1902, S. 440: ''Aigilops.'' ([https://archive.org/stream/despedaniosdios00pedagoog#page/n452/mode/1up Digitalisat])</ref><ref>Vgl. dazu auch Otto Beßler: ''Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart.'' Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 160 („Avena – habbern, ... Egilops, Egilopa, qusir, Clausir, dolara […] haver“ = Saat-Hafer) und 180 („Egilops vel egilopa – ackeley […] kurisr, klausir, doloara“ = [[w:Walch (Gras)|Aegilops ovata L.]], nicht Aquilegia vulgaris L., welche die Abbildung zeigt).</ref> Hieronymus Bock deutete sie 1539 in seinem New Kreuterbuch als „Groß [[Flockenblumen|Centaurea]]“ des Pedanios Dioskurides,<ref>Pedanios Dioskurides. ''De Medicinali Materia libri quinque.'' (1. Jahrhundert), Buch III, Kapitel 6. In der Übersetzung von Julius Berendes. Enke, Stuttgart 1902, S. 267: ''Großes Kentaurion.'' ([http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf%5Bpage%5D=280&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437704&cHash=343eb6a7c54bee5b2bcf7ee54ead9187 Digitalisat])</ref> korrigierte sich aber in der 1546 erschienenen Überarbeitung des Buches und bezog die Akelei nun auf die „Kleine Centaurea“ des Dioskurides.<ref>Hieronymus Bock. ''New Kreuterbuch''. Straßburg 1546, Kapitel 42. ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11200232_00145.html Digitalisat])</ref><ref>Pedanios Dioskurides. ''De Medicinali Materia libri quinque.'' (1. Jahrhundert), Buch III, Kapitel 7. In der Übersetzung von Julius Berendes. Enke, Stuttgart 1902, S. 267: ''Kleines Kentaurion.'' ([http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf%5Bpage%5D=281&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437704&cHash=e4653590e71f4aa0fab096100e057352 Digitalisat])</ref> [[Leonhart Fuchs]] kam 1543 zum Schluss:
{{Zitat|Agley oder Ageley würt auff den heütigen tag nit anders zů Latein genent dann Aquilegia / hat noch / ſo vil vnnd mir bewüßt / keinen nam bey den Griechen vnd alten Lateiniſchen gefunden.|Autor=Leonhart Fuchs|Quelle=''New Kreuterbuch'' 1543, Kap. 35.<ref>Leonhart Fuchs. ''New Kreüterbuch.'' Basel 1543, Kapitel 35: ''Agley.'' ([https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00017437&pimage=124&v=100&nav=&l=de Digitalisat])</ref>}}
In der ärztlichen Praxis wurde die Akelei nicht beachtet und sie wurde auch nicht in die amtlichen Arzneibücher aufgenommen. Lediglich in enzyklopädischen Werken wurde sie noch aufgeführt.<ref>Nicolas Lémery: ''Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition […] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern'', […]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 78–79. ([http://www.zeno.org/Lemery-1721/K/lemery-1721-001-0080 Digitalisat])</ref><ref>''Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften''. J. W. Boike, Berlin Band 3 (1829), S. 174–175: ''Aquilegia.'' ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10086749_00184.html Digitalisat])</ref><ref>Philipp Lorenz Geiger: ''Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten''. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1050–1051: ''Aquilegia'' ([https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb11268602?page=154 Digitalisat])</ref><ref>Hugo Schulz: ''Vorlesungen über Wirkung und Anwendung der Deutschen Arzneipflanzen. Für Ärzte und Studierende''. 2. Auflage, Georg Thieme, Leipzig 1929, S. 111</ref><ref>Wolfgang Schneider: ''Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie.'' Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 116: ''Aquilegia.'' ([https://leopard.tu-braunschweig.de/rsc/viewer/dbbs_derivate_00023007/max/00000119.jpg Digitalisat])</ref>
=== Heutige Verwendung in der Heilkunde ===
In den Blättern von Aquilegia-Arten wurde das cyanogene Glykosid Triglochinin gefunden, wobei genauere Angaben fehlen. Die ganzen Pflanzen, auch die Samen, gelten daher als giftverdächtig.
Akelei wird heute noch in der [[Homöopathie]] verwendet, wo die Pflanze ähnlich wie früher in der Volksmedizin bei Menstruationsbeschwerden, Nervosität, Schwächezuständen und Hautkrankheiten eingesetzt wird. In der modernen Pflanzenheilkunde findet die Akelei keine Verwendung mehr.<ref>[https://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-D-Monographien/anguilla-anguilla--serum-anguillae.htm Bundesanzeiger. Monographie der Kommission D vom 16.06.1987]</ref>
== Die Akelei in der Kunst ==
[[Datei:Albrecht D Akelei.jpg|miniatur|Aquarell Albrecht Dürers, Akelei, 1526]]
[[Datei:Aquilegia vulgaris 100503c.jpg|miniatur|Akelei – bereits die Buchmalerei des 14. Jahrhunderts bildete sie ab]]
Die Akelei erscheint als Sinnbild auf vielen mittelalterlichen Tafelbildern. Esther Gallwitz, die ein ganzes Buch den auf den Gemälden des Frankfurter [[Städelsches Kunstinstitut|Städel]] dargestellten Pflanzen gewidmet hat, schreibt dazu:
:„[Die Akelei] ist die „gotische“ Pflanze. Sowohl ihre Symbolik wie Zahlenmystik und Geometrie fordern zu abstrahierenden Darstellungen heraus. Da ist zuerst das zweimal dreigeteilte Blatt an den Blütentrieben, dann aber das grundständige Blatt, das dreimal dreigeteilt ist, und also aus siebenundzwanzig kleinen rundlichen Blättern ein gleichseitiges Dreieck in einem Kreis ergibt. Dieser Dreiteilung verbindet sich zum Symbol der göttlichen [[Dreifaltigkeit]].“
Die Akelei erscheint bereits in der Buchmalerei ab dem 14. Jahrhundert sehr häufig. Häufig verweist die Abbildung der Akelei auf Bescheidenheit und Demut der Maria. Auf dem Genter Altar der [[Jan van Eyck|Gebrüder van Eyck]] steht sie für die Demut Christi. Der [[mittelhochdeutsch]]e Pflanzenname Ageleie wurde infolge der Ähnlichkeit möglicherweise auf die [[Kabbalistik|kabbalistischen]] [[Ligatur (Typografie)|Ligatur]] AGLA bezogen, die häufig auf Amuletten und Ringen angebracht wurde und dem [[Psalm]] 88, 53 ''Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit, Amen'' entspricht.
Die Darstellung der Blume Akelei dürfte als demütige Lobpreisung und Anrufung Christi zu deuten sein, was auch ihre häufige Anbringung neben anbetenden Stiftern und Heiligen erklärt. Als Hinweis auf die Demut Christi kommt die Akelei auch in den folgenden Gemälden vor:
* [[w:Hugo van der Goes|Hugo van der Goes]], Sündenfall, Wien, KHM
* [[w:Lucas Cranach der Jüngere|Lucas Cranach d.&nbsp;J.]], Allegorie der Erlösung, [[Weimar]], Stadtkirche
* Unbekannter Meister, Einhornjagd, Erfurt, Dom
* Hugo van der Goes, Portinari-Altar, [[w:Uffizien|Uffizien]]
Nicht selten wird die Akelei auch auf die Demut Mariens bezogen. Das Pflanzensymbol weist dabei auch auf die wunderbare Mutterschaft Marias hin.
Die Akelei mit ihren entfernt taubenförmigen Blütenblättern symbolisiert auch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]]. Im [[Wallraf-Richartz-Museum]], [[Köln]] hängt ein [[Triptychon]] mit der Anbetung der Könige, auf deren Mitteltafel ein Strauß mit sieben Akelei-Blüten auftaucht. Der unbekannte mittelalterliche Maler hat die Blüten in die Nähe des weiter links befindlichen Taubensymbols gerückt, die sieben Blüten symbolisieren damit auch die „sieben Gaben des Heiligen Geistes“ und verweisen auf die „sieben Schmerzen Mariens“. Damit leiten sie auf die Kreuzigungsdarstellung auf dem rechten Flügel des Triptychons hin. Als Hinweis auf die sieben Gaben des Heiligen Geists sind auch die aufgeblühten sieben Akeleien zu verstehen, die auf [[Hugo van der Goes]] Portinari Altar neben dem Jesuskind stehen. Nach [[Marianne Beuchert]] steht die Zahl sieben hier auch für die sieben [[Kardinaltugend]]en des Geistes: [[Weisheit]], [[Verstand]], Rat, Stärke, Erkenntnis, [[Frömmigkeit]] und Furcht des Herrn (Jesaja 11,2).
Nach Marianne Beuchert bleibt es ungewiss, ob das Dreiblattornament der gotischen Kirchenfenster sich von der Akeleiblatt oder vom Kleeblatt ableitet.
Offenbar angeregt durch den volkstümlichen altitalienischen Namen „Amor nascosto“ (=„Geheime Liebe“) haben vor allem italienische Maler die Akelei in einem etwas anderen Zusammenhang gedeutet. Auf dem Frauenporträt „La Colombine“ von [[Francesco Melzi]], das sich heute in der [[Eremitage (Sankt Petersburg)|Eremitage]] von [[Sankt Petersburg]] befindet, ist die Akelei Sinnbild für eine heimliche Liebe und Verführung. Auf Melzis Bild ist eine verführerische schöne Frau mit entblößter Brust zu sehen, die in ihrer Hand eine Akelei mit einer geöffneten Blüte und zwei hängenden Knospen hält. Im Bildhintergrund rankt ein efeublättriges Leinkraut (''Cymbalaria muralis'') an der Wand entlang. Dieses Leinkraut wird im [[Codex Rinio]] als ''umbilicus veneris'', also als Nabel der Venus bezeichnet. Von der Kunstwissenschaft wird das Bild daher als Darstellung einer geheimen Liebe („amor nascosto“) gedeutet.
Eine ähnliche Bedeutung hat die Akelei auf dem im [[Louvre]] befindlichen Bildnis der ''Margherita Gonzaga'' von [[Antonio Pisanello|Pisanello]]. Auch [[Leonardo da Vinci]] malte die Gemeine Akelei neben [[Bacchus (Leonardo da Vinci)|Bacchus]], und auf einer nicht erhaltenen Zeichnung, deren Kopie in der Bibliothek von  [[Windsor Castle|Schloss Windsor]] aufbewahrt wird, zeigt er Akelei neben Leda mit ihren Kindern.
Die Kunst nach dem 16. Jahrhundert hat die mittelalterlich-religiöse als auch die spätere sexuelle Symbolik der Akelei zunehmend vergessen. Die Akelei erscheint in späteren Jahrhunderten nur noch selten und hier meist in profanen Stillleben.
== Die Akelei in der Symbolsprache ==
[[Datei:Wald-Akelei.JPG|miniatur|Gemeine Akelei – Symbol für ''Demut'']]
Deutlicher noch als bei anderen Pflanzensymbolen sind die symbolischen Bedeutungen der Gemeinen Akelei gegensätzlich. Auf der einen Seite interpretierte man den gesenkten, nickenden Blütenkopf als Zeichen für ''Demut''. Man sah darin auch die ''Sorgen der Jungfrau Maria'' symbolisiert, da man in dem französischen Namen ''Ancholie'' die Verkürzung von ''Melancholie'' sah. In der [[Renaissance]] zählte die Akelei zu den Begräbnispflanzen. Gleichzeitig symbolisierte die Akelei ''Sexualkraft'', ''Unbeständigkeit'' oder auch den ''verlassenen Liebhaber''. Einer jungen Frau im 17. Jahrhundert einen Akeleistrauß zu schenken, galt aufgrund der Symbolik der Pflanze als unschicklich.
== Literatur ==
* Detlev Arens: ''Sechzig einheimische Wildpflanzen in lebendigen Porträts.'' DuMont, Köln 1991, ISBN 3-7701-2516-9
* Marianne Beuchert: ''Symbolik der Pflanzen – Von Akelei bis Zypresse.'' Insel, Frankfurt am Main 1995, 2004, ISBN 3-458-34694-5
* Esther Gallwitz: ''Kleiner Kräutergarten – Kräuter und Blumen bei den Alten Meistern im Städel.'' Insel, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-458-33518-8
* Heinz-Dieter Krausch: ''Kaiserkron und Päonien rot… – Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen.'' Dölling und Galitz, Hamburg 2003, ISBN 3-935549-23-7
* Ingo Krumbiegel: ''Die Akelei (Aquilegia). Eine Studie aus der Geschichte der deutschen Pflanzen.'' In: Janus. Band 36. (1932), S. 71–92; 129–145.
* Karl Löber: ''Agaleia – Erscheinung und Bedeutung der Akelei in der mittelalterlichen Kunst.'' Böhlau, Köln 1988, ISBN 3-412-05486-0
* Angelika Lüttig, Juliane Kasten: ''Hagebutte & Co – Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen.'' Fauna, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
*  Heinrich Marzell: ''Akelei''. In: Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer (Hrsg.): ''[[w:Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens|Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens]].'' Band 1, Sp. 237. De Gruyter, Berlin 1927; Nachdruck: 1987, ISBN 3-11-011194-2
* Dietrich Paper. ''Aquilegia''. In: Rudolf Hänsel, K. Keller, H. Rimpler und G. Schneider (Hrsg.) ''Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis''. 5. Auflage, Springer, Berlin etc. 1992, Band 4 Drogen A–D, S. 312–316, ISBN 3-540-52631-5
== Weblinks ==
{{Commons|Aquilegia vulgaris|Gemeine Akelei (''Aquilegia vulgaris'')}}
* {{FloraWeb|510}}
* {{BiolFlor|253}}
* {{BIB|510}}
* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/ranuncula/aquil/aquivulv.jpg Verbreitung auf der Nordhalbkugel] nach: [[Eric Hultén]], Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants'' 1986, ISBN 3-87429-263-0
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Hahnenfuss/akelei.htm#Gew%C3%B6hnliche%20Akelei  Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]
* [http://www.giftpflanzen.com/aquilegia_vulgaris.html Zur Giftigkeit der Akelei.]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="InfoFlora">
{{InfoFlora|ID=1005330|WissName=Aquilegia vulgaris L.|Abruf=2022-05-05}}
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</references>
<references />
<references />
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Version vom 23. April 2025, 20:51 Uhr

Siehe auch

Signatur und geistige Bedeutung

Heinz Grill benennt aus geistiger Forschung die Signatur der Akelei mit der Demut:

„Die Akelei mit ihren hoch differenzierten Blüten, die sich bescheiden zum Boden neigen.“ (Heinz Grill)
„Weiterhin ist das menschliche Dasein in eine Polarität in der inneren Anlage des Lebens fortgeschritten. Wir haben diese Anlage des Lebens in uns, ein unendliches, keimendes, wachsendes Leben. Dieses Leben sehen wir in einer bildhaften Analogie in den Objekten der Pflanzenwelt, wenn wir der Natur gegenübertreten. In der Natur offenbart sich dieses Leben in den vielen Blüten, in den sprießenden Pflanzen, in den luftigen Blättern, in den gediegenen Bäumen. Wieder sieht das Auge dieses als ein apersonales Leben, als ein Leben mit vielen Farben, das aber nicht zur Seele ganz geboren werden will. Das Leben ist aber zur Seele geboren. So hat sich eine Polarität zwischen einem noch apersonalen Seelendasein des Pflanzenreiches und einem persönlichen Seelendasein entwickelt.
Wir blicken auf unser persönliches Seelendasein, wenn wir unsere Tugenden betrachten. So betrachten wir die Fähigkeit zur Demut in uns. In uns ist die Demut entstanden, und wir blicken nach außen und sehen am Waldesrand die Akelei. die Akelei ist eine beschauliche Blume, die die Demut symbolisiert. Und wir blicken wieder auf uns und unsere Eigenheiten sowie auf unsere Charakterseiten, wir blicken auf unsere Fähigkeiten und bemerken in uns: Wir haben ein Gewissen, wir haben ein Gedächtnis. Dieses Gedächtnis schimmert in der stillen Kontemplation wie ein leises Lichtlein, wenn wir diese Blüten und diese Pflanzen betrachten. Die Pflanzenblüten sind wie kleine Geschwisterchen. Es schimmert aus ihrer Beschaulichkeit herüber eine Erinnerung, aber eine stille Erinnerung, die noch nicht Seele in sich erzeugt, sondern die Widerspiegelung der Farbe, den Ausdruck der Schönheit und die Weisheit der Ästhetik und eine Erinnerung an uns selbst trägt, an uns, die wir ein Gedächtnis und ein Gewissen entfaltet haben. So stehen wir diesem Pflanzenreich gegenüber, das sich als Opfer herausgesondert hat, damit dieses sein ein seelisches Sein werden konnte.“[1]

Einzelnachweise

  1. Heinz Grill: Kosmos und Mensch. 4., vollkommen neu überarbeitete und erweiterte Auflage. Stephan Wunderlich Verlag, 2015, ISBN 978-3-9815855-6-8, S. 334.
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